Süddeutsche Zeitung

Deutscher Mittelstand:Was macht eigentlich ... Richard Grohe?

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Aber womit verdienen die Familienunternehmer eigentlich ihr Geld? Wir stellen einige von ihnen vor. Diesmal: ein Gespräch mit Richard Grohe, Vorstandsmitglied des Badarmaturen-Herstelllers Hansgrohe, über Brauseköpfe, Hotels und japanische Dusch-Gepflogenheiten.

Von Elisabeth Dostert

SZ: Herr Grohe, was machen Sie eigentlich?

Richard Grohe: Wir stellen Duschen, Badarmaturen und Brauseschläuche her. Wir sorgen dafür, dass Menschen jeden Morgen frohgemut aufstehen, sich die Nacht abwaschen, fröhlich zur Arbeit gehen und abends den Tag wieder abwaschen. Wir haben einen großen Einfluss darauf, wie ihr Tag läuft.

Ich wäre mir nicht so sicher, ob die angeblich fröhlich machende Wirkung von Brauseköpfen bei allen wirkt. Baden oder Duschen Sie lieber?

Ich dusche ausschließlich. Das letzte Mal gebadet habe ich, glaube ich, vor zwölf Jahren.

Wirklich?

Lassen Sie mich nachdenken. Ich hatte mal eine Sportverletzung. Da musste ich ab und zu in der Wanne liegen.

Was mögen Sie nicht am Baden?

Duschen ist einfach aktiver, spart Zeit und man kann mehrere Dinge gleichzeitig tun: Zähne putzen, rasieren, zum Beispiel. Baden dient eher der Entspannung.

Die brauchen Sie nicht?

Doch schon, aber ich entspanne lieber beim Sport oder in der Sauna.

Gibt es Hotels, die Sie meiden, weil nicht die richtige Dusche drin ist?

Ich bin schon immer wieder überrascht, was ich so vorfinde. Dabei gibt es doch eigentlich nur zwei Dinge, mit denen sich Hoteliers differenzieren können: die Matratze und das Bad.

Was war das Schlimmste, was Sie erlebt haben?

Ich war vor ein paar Jahren in Südamerika unterwegs. Leider ist die Warmwasseraufbereitung da noch nicht so weit verbreitet, weil es ziemlich warm ist. Das Wasser wird dann direkt am Brausekopf erhitzt. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein paar blanke Stromkabel raushängen. Da wird dann selbst mir mulmig. In meiner Jugend habe ich mal eine längere Zeit in einem Hotel gelebt, das eine Münz-Dusche hatte, ein halbes Pfund jedes Mal.

Was kostet das preiswerteste und das teuerste Produkt?

Einen Schlauch gibt es schon für neun Euro. Wir haben Brausen im Programm, die bis zu 5000 Euro kosten.

Vergoldet?

Nein, aber gut. Die sind deckenbündig angeschlossen, haben unheimlich viele Strahlarten.

Wie viele von den 5000-Euro-Brausen verkaufen Sie jedes Jahr?

Zwischen 3000 und 5000.

Gibt es große regionale Unterschiede, was das Verhältnis zum Bad angeht?

Ja. Schon innerhalb Deutschlands. Das hat historische, aber auch kulturelle Gründe. Japaner, zum Beispiel, duschen lieber im Sitzen, die brauchen keine Brausestange. Die Amerikaner kennen die Handbrause praktisch nicht. Da gibt es nur Kopfbrausen. Wie die dann den Hund in der Wanne waschen, weiß ich auch nicht. Wir haben Länder, in denen mit wenig Druck und Wasser geduscht wird, zum Beispiel in den Commonwealth-Ländern.

Und in Deutschland?

In Süddeutschland wird die ganze Technik eher in der Wand, also Unterputz verstaut, im Norden wird sie eher auf die Wand geschraubt. Das hat historische Gründe. Der Süden hat sich in der Wasserversorgung etwas später entwickelt. Die Unterputz-Technik hat sich erst so richtig nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Früher war die Wasserversorgung dezentral. Da stand im Bad ein Heizkessel, geduscht wurde in der Wanne. Die Regionen, die später industrialisiert wurden, sind eher Unterputz.

Sie sind der einzige Vertreter der Familie Grohe in der Geschäftsführung, warum wollen Sie dann nicht der Vorsitzende sein?

Ich bin immerhin der stellvertretende Vorsitzende. Das hat etwas mit Neigungen zu tun, ich kümmer mich lieber um das Produkt, ich arbeite gerne mit den Designern und den Entwicklern zusammen. Wenn man wirklich der Chef ist, hat man noch ein paar andere Dinge zu tun: Verwaltung, Controlling, man muss gucken, dass man genügend Geld einnimmt. Die Management-Aufgaben liegen mir nicht so sehr.

Mischt sich Ihr Vater, der im Aufsichtsrat sitzt, noch in das operative Geschäft ein?

Der kommt jeden Tag ins Büro und wir profitieren von seiner Erfahrung, schließlich hat er die Firma zu dem gemacht, was sie heute ist.

Klassentreffen Mittelstand - der Kongress für Weltmarktführer, Familienunternehmer und Gründer

Der deutsche Mittelstand ist die Stärke der deutschen Wirtschaft. Seinen Werten, Strategien, Erfolgen und Sorgen widmet sich das 1. Klassentreffen Mittelstand der Süddeutschen Zeitung am 3. und 4. Juni 2014 in Bielefeld.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1937733
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/luk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.