Deutscher Mittelstand:Was macht eigentlich ... Rainer Hundsdörfer?

Lesezeit: 2 min

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Aber womit verdienen die Familienunternehmer eigentlich ihr Geld? Wir stellen einige von ihnen in regelmäßiger Folge vor. Diesmal: ein Gespräch mit Rainer Hundsdörfer, Chef des Maschinenbauers EBM Papst, über Ventilatoren, Supermärkte und den Schrecken von Finanzinvestoren.

Von Elisabeth Dostert

SZ: Herr Hundsdörfer, was machen Sie eigentlich?

Rainer Hundsdörfer: Ventilatoren

Wie groß sind die?

Die kleinsten haben einen Durchmesser von 20 Millimeter und die größten von 1,25 Meter.

Wo stecken die drin?

Die kleinen, zum Beispiel, in den Klimaanlagen von Autos, die größten in Kälte- und Klimaanlagen, zum Beispiel auf den Dächern von Hotels und Supermärkten, in den Kühltheken von Supermärkten oder in den Rechenzentren großer Banken und Konzernen wie Google, Telekom oder Yahoo.

Sind die wirklich Ihre Kunden?

Indirekt schon, wir beliefern die Hersteller von Kühlaggregaten und Klimaanlagen. Manchmal beliefern wir die Supermarktketten aber auch direkt, zum Beispiel wenn die aufgerüstet werden und auf energiesparende Aggregate umstellen.

Die großen US-Internetkonzerne wurden von der US-Regierung ausgespäht. Fürchten Sie, dass auch jemand die Daten von EBM Papst mitliest?

Natürlich. Wir versuchen uns natürlich nach Kräften zu schützen, wie jeder in der Welt.

Wenn Sie vor einem Hotel oder einem Supermarkt stehen, können Sie am Geräusch erkennen, ob das ein Ventilator von EBM Papst ist?

Eher nicht. Ich würde mal ganz frech behaupten, wenn man nichts hört, kommt er wahrscheinlich von uns.

Wie viele Ventilatoren stecken in einem Supermarkt?

120 bis 150.

Das muss dann wohl schon ein sehr großer Laden sein?

Nein, ein ganz normaler Aldi oder Rewe.

Wie viele Patente besitzt EBM Papst?

Wir besitzen rund 1300 Patente, vielleicht sind es mittlerweile auch schon 1500.

Ging es der Firma schon mal richtig schlecht?

Uns ging es schon schlecht, aber nicht ganz schlecht. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 haben wir rund sieben Prozent unseres Umsatzes eingebüßt, aber immer noch Gewinn gemacht.

Sie arbeiten doch erst seit September 2011 für EBM Papst. Muss man die Geschichte auswendig gelernt haben, wenn man sich bei so einer Firma bewirbt?

Nein, man muss Begeisterung und Kompetenz zeigen.

Mussten Sie sich auch bei Gerhard Sturm, dem Gründer, vorstellen?

Selbstverständlich. Ich kenne ihn allerdings schon sehr lange.

Was fürchten Sie am meisten?

Dass EBM Papst mal kein Familienunternehmen mehr ist. Danach sieht es allerdings nicht aus. Die drei Eigentümerfamilien haben sich alle dazu bekannt, dass sie das Unternehmen für immer behalten wollen. Natürlich man weiß nie, was in den nächsten Generationen passiert.

Warum fürchten Sie das, als angestellter Manager?

Weil ich weiß, wie es ist, wenn die Banken plötzlich bestimmen, wohin es mit einem Unternehmen gehen soll.

Sie sprechen aus Erfahrung?

Ja. Ich habe vier Jahre lang für ein Familienunternehmen gearbeitet, dass ähnlich funktionierte wie EBM Papst, und plötzlich von Banken und Analysten dominiert wurde. Das ist etwas Schlimmes.

Von welcher Firma ist gerade die Rede?

Sie wissen doch wo ich vor EBM Papst war, bei Schaeffler.

Rainer Hundsdörfer, 56, ist seit September 2012 Sprecher der Geschäftsführung der EBM Papst Group. (Foto: KD BUSCH D3S/2)

Klassentreffen Mittelstand - der Kongress für Weltmarktführer, Familienunternehmer und Gründer

Der deutsche Mittelstand ist die Stärke der deutschen Wirtschaft. Seinen Werten, Strategien, Erfolgen und Sorgen widmet sich das 1. Klassentreffen Mittelstand der Süddeutschen Zeitung am 3. und 4. Juni 2014 in Bielefeld.

© SZ.de/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: