Deutscher Gewerkschaftsbund:Studie: Jede zweite erwerbstätige Frau ohne Existenzsicherung

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Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. (Foto: Jens Schicke/SZ Photo)

Bei 53 Prozent der arbeitenden Frauen reicht das Einkommen laut einer Untersuchung nicht für eine langfristige Existenzsicherung. DGB-Vizechefin Hannack fordert, Väter in der Sorgearbeit zu stärken.

Bei mehr als jeder zweiten erwerbstätigen Frau in Deutschland ist das Einkommen nicht hoch genug für eine langfristige eigenständige Existenzsicherung. Das geht aus einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Betroffen sind demnach 53 Prozent der arbeitenden Frauen.

Konkret bedeutet das: Die Betroffenen sind für Lebensphasen, in denen sie nicht erwerbstätig sind, etwa Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Ruhestand, nicht abgesichert. Überdies können 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen mit ihrem Einkommen nicht langfristig für sich und ein Kind sorgen. Die Werte beruhen auf DGB-Berechnungen anhand der offiziellen Entgeltstatistik.

Zu den Gründen zählt laut DGB, dass Frauen in Deutschland ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger als Männer unterbrechen. Sie sind demnach deutlich häufiger in Teilzeit beschäftigt. Auch der Gender Pay Gap spielt eine Rolle. Ihre Stundenlöhne sind im Durchschnitt um rund ein Fünftel niedriger. „Deshalb haben beschäftigte Frauen deutlich seltener als Männer ein existenzsicherndes Erwerbseinkommen“, so der Gewerkschaftsbund.

DGB-Vizechefin Elke Hannack nannte die Zahlen „erschreckend“. Arbeit in der Familie, Pflege von Angehörigen und Haushaltsarbeit müssten gerechter verteilt werden, fordert sie. Dringend müsse es auch mehr Investitionen in öffentliche Kita-Angebote geben. „Gleichzeitig müssen Väter in ihrer Verantwortung für die Sorgearbeit gestärkt werden: durch den Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und eine zehntägige, bezahlte Freistellung des zweiten Elternteils rund um die Geburt eines Kindes.“

Bei Paaren mit minderjährigen Kindern trägt oft nach wie vor der Mann mehr zum Haushaltseinkommen bei – und investiert weniger Zeit in Kinderbetreuung und Haushalt. Laut Väterreport der Bundesregierung arbeitete zuletzt in 44 Prozent der Fälle der Mann in Vollzeit und die Frau in Teilzeit. In weiteren 26 Prozent ist nur der Mann erwerbstätig. Bei 14 Prozent der Paare mit Kindern unter 18 arbeiten beide Vollzeit. Nur die Frau ist in lediglich drei Prozent der Familien erwerbstätig.

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