Süddeutsche Zeitung

Deutsche Wohnen:Je höher die Mieten, desto besser die Laune

Lesezeit: 2 min

Von Katharina Prechtl

Steigende Mieten sind nur in den seltensten Fällen ein Grund für gute Laune. Es sei denn, Mieteinnahmen sind der Kern des eigenen Geschäftsmodells, wie im Fall des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen. Der verkündete am Dienstag in Berlin einen im Jahr 2018 kräftig gestiegenen Gewinn und legte eine optimistische Geschäftsprognose vor. Der Hauptgrund für das gute Ergebnis: höhere Mieteinnahmen, vor allem in der Hauptstadt.

Im vergangenen Jahr legte der operative Gewinn des M-Dax-Unternehmens gegenüber 2017 um elf Prozent auf knapp 480 Millionen Euro zu. Besonders freuen dürfen sich die Aktionäre: Das Management will die Dividende auf 87 Cent je Aktie erhöhen, nach 80 Cent im Vorjahr. Die Aktie wurde am Dienstag mit etwa 44 Euro an der Börse gehandelt. Im laufenden Jahr will der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien beim operativen Gewinn noch einmal zulegen. Unter dem Strich blieben 2018 knapp 1,9 Milliarden Euro als Gewinn hängen, fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Die Mieteinnahmen stiegen um 3,4 Prozent, in Berlin sogar um 3,6 Prozent.

Die Deutsche Wohnen vermietet bundesweit rund 160 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten, davon etwa 100 000 Wohnungen in Berlin. Der Konzern ist damit der größte Vermieter in der Bundeshauptstadt. Zum Portfolio gehören auch Pflegeheime mit insgesamt mehr als 12 000 Plätzen. Neben dem Großraum Berlin zählen auch die Regionen Kiel-Lübeck, Hannover-Braunschweig, Dresden-Leipzig, Mannheim-Ludwigshafen, das Rhein-Main-Gebiet sowie das Rheinland zu den Kernregionen des Unternehmens. Die Deutsche Wohnen besitzt dort jeweils zwischen 5000 und 10 000 Wohnungen.

Ein großes Thema für jeden Immobilienkonzern ist die Wohnungsnot in den Großstädten. Im Geschäftsbericht 2018 geht die Deutsche Wohnen daher auch auf die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt ein. Seine eigenen Möglichkeiten, die Märkte durch Neubauten zu entlasten, sieht der Konzern allerdings als begrenzt an. Das Unternehmen plane zwar umfangreiche Baumaßnahmen. Insgesamt fehle es aber an den notwendigen Voraussetzungen für mehr Neubau-Aktivitäten. Politik und Verwaltung müssten neue Projekte entschiedener fördern.

Ziel des Volksbegehrens: Wer mehr als 3000 Wohnungen besitzt, soll enteignet werden

"Wir sind davon überzeugt, dass nur Neubau diese Märkte entlasten kann", heißt es im Geschäftsbericht des Konzerns; er spricht sich damit deutlich gegen Ideen wie die Verstaatlichung von Wohnungen, Enteignung, aber auch die Mietpreisbremse aus. Gegen die Beschränkung von Mieterhöhungen hatte sich die Deutsche Wohnen in der Vergangenheit immer wieder erfolglos zu wehren versucht.

In Berlin haben derweil die Interventionistische Linke, Linkspartei und andere linke Gruppen das Volksbegehren "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" angeregt. Von Anfang April an sollen Unterschriften für das Vorhaben gesammelt werden. Das Ziel ist ein Volksentscheid, mit dem auf Grundlage des Artikels 15 des Grundgesetzes Unternehmen, die mehr als 3000 Wohnungen in Berlin besitzen, gegen eine Entschädigung enteignet werden sollen. Ursprünglich richtete sich die Initiative nur gegen die Deutsche Wohnen. Ein Gesetz darf allerdings nicht nur auf ein Unternehmen zielen. Nun wären als Großeigentümer auch Vonovia, Akelius, ADO Propertis und Grand City Property betroffen.

Ökonomen kritisieren das Vorhaben, auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) lehnt eine Enteignung ab. Er will stattdessen Tausende Wohnungen von der Deutschen Wohnen zurückkaufen. Die Opposition in Berlin hält auch das für den falschen Weg. Das Geld solle nach Ansicht von FDP und CDU besser genutzt werden, um neue Wohnungen zu bauen. Michael Zahn, Vorstandschef von Deutsche Wohnen, kommentierte die Diskussion um Enteignungen mit den Worten: "Enteignung schafft derzeit viele Emotionen, aber keine einzige Wohnung."

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Quelle:
SZ vom 27.03.2019
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