Deutsche Wirtschaft:Solides Wachstum

Im zweiten Quartal gab es ein Plus von 0,4 Prozent - die Konjunktur läuft dank des Exportgeschäfts und einer guten Konsumstimmung besser als gedacht. Allerdings halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück.

Die deutsche Wirtschaft ist zuletzt solide gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt der größten europäischen Volkswirtschaft stieg getragen vom Außenhandel und dem Konsum im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresbeginn um 0,4 Prozent, teilt das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mit. Die Unternehmen hielten mit sich allerdings mit Investitionen zurück. Das bremste das Wachstum. Im ersten Vierteljahr hatte die Wirtschaftsleistung noch um 0,7 Prozent zugelegt.

In der Euro-Zone wuchs das Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum um 0,3 Prozent, nach einem Plus von 0,6 Prozent zum Jahresbeginn. Das Statistikamt Eurostat bestätigte am Freitag vorläufige Daten. Sorgen bereiten vor allem Italien und Frankreich, dort stagnierte die Wirtschaft. "Dabei wiegen die Konjunktursorgen mit Blick auf den längerfristigen Trend in Italien deutlich schwerer als in Frankreich, wo noch zu Jahresbeginn eine überraschend hohe Wachstumsrate zu verzeichnen war", kommentierte Stefan Kipar von der BayernLB.

Die Ausgaben für Flüchtlinge sowie der Konsum werden die Wirtschaft treiben

Vor allem die Bauinvestitionen sanken. Zu Jahresbeginn hatte der milde Winter die Bauwirtschaft angetrieben, Projekte wurden vorgezogen. Dieser Effekt entfiel nun. Volkswirte hatten insgesamt mit einer stärkeren Konjunkturabkühlung im Frühjahr gerechnet. Im Schnitt erwarteten sie ein Wachstums von nur 0,2 Prozent in Deutschland. Getrieben wurde die Konjunktur insbesondere vom Außenhandel. Zwar hatte der deutsche Export im ersten Halbjahr angesichts der Eintrübung der Weltwirtschaft an Schwung verloren. Die Unternehmen exportierten aber immer noch mehr als im Vorjahr. Die Importe sanken hingegen leicht. Unter dem Strich trug der Außenhandel damit maßgeblich zum Wachstum bei. "Dieser dürfte sich jedoch - gerade mit Blick auf die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen - zum Jahreswechsel 2016/17 eher gedämpft entwickeln", sagte Ferdinand Fichtner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Zwar dürfte es im zweiten Halbjahr weniger rasant nach oben gehen, sagte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Warnungen vor einem Unsicherheitsschock durch die Brexit-Entscheidung seien jedoch überzogen. "Viel wichtiger als der Brexit ist für die deutsche Wirtschaft die nachlassende Nachfrage aus China und der starke Konsum im Inland". Diese gegenläufigen Einflüsse sollten sich weiter weitgehend die Waage halten.

In den kommenden Monaten wird das deutsche Wachstum vor allem von den Ausgaben des Staates für die Unterbringung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge getrieben, schätzen Ökonomen. Dazu kommt: Verbraucher geben seit Monaten relativ viel Geld aus, weil Sparen kaum noch belohnt wird und die gesunkenen Energiepreise die Budgets entlasten. Löhne und Renten steigen, die Inflation ist niedrig. Zudem ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt unverändert gut.

Bemerkenswert zudem: Die Wirtschaft Griechenlands wuchs um 0,3 Prozent. Zu Jahresbeginn war sie noch leicht geschrumpft.

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