Deutsche Telekom:Zustimmung an der Börse nach Ricke-Rauswurf

An den Aktienmärkten ist der Rücktritt von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke positiv aufgenommen worden: Die T-Aktie legte deutlich zu. Allerdings gab es auch skeptische Stimmen. Der Nachfolger René Obermann werde die Probleme des Konzerns auch nicht lösen können, hieß es.

Die Aktien der Deutschen Telekom profitierten am Montag vom Rücktritt des Vorstandschefs Kai-Uwe Ricke und setzten sich an die Dax-Spitze. Im Abendhandel lag die T-Aktie mit knapp drei Prozent im Plus.

Die Analysten von equinet zeigten sich kaum überrascht. "Nach den schwachen Ergebnissen der Telekom kam die Entscheidung nicht unerwartet", hieß es in einem frühen Kommentar. Kurzfristig dürfte die Aktie von dieser Entscheidung profitieren, die Einschätzung "Hold" und das Kursziel 12,80 Euro blieben aber bestehen.

Ähnlich äußerte sich Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz. "Der Rücktritt von Ricke ist seit längerer Zeit ein Thema gewesen und überrascht somit wenig", sagte der Experte.

"Keine entscheidenden Veränderungen"

Für die weitere Geschäftsentwicklung erwartet Hellgren aus fundamentaler Sicht allerdings durch den wahrscheinlichen Nachfolger René Obermann keine entscheidenden Veränderungen. Die Einschätzung laute weiter "Marketperformer" bei einem Kursziel von 14,00 Euro.

Ein weiterer Analyst zeigte sich eher skeptisch. "Durch den Rücktritt ändern sich die strukturellen Probleme bei der Telekom nicht." Es gebe weiterhin 40.000 Angestellte mit Beamtenstatus - daran könne auch ein Nachfolger nichts ändern.

"Die Telekom wurde privatisiert und der Markt liberalisiert. Allerdings hat das Unternehmen immer noch nicht die Struktur eines privat geführten Konzerns und kann daher eigentlich nicht unter freien Wettbewerbsbedingungen existieren", erklärte der Analyst weiter.

Anlegerschützer begrüßten unterdessen die Ablösung Rickes. "Durch die rasante Entwicklung im Festnetzgeschäft droht die Telekom ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Ricke hat darauf keine Antwort gefunden", sagte Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Reinhild Keitel.

"Wesentlich höhere Personalbesetzung"

Ein weiteres Problem der Telekom sei, dass sie im Vergleich zu anderen europäischen Wettbewerbern noch immer eine wesentlich höhere Personalbesetzung habe - "und da muss wahrscheinlich auch angepasst werden", sagte Keitel.

Allerdings stehe auch der künftige Telekom-Chef unter großem Druck, sagte Keitel weiter. Sie habe ihre Zweifel, ob Obermann der richtige Mann auf dem Chefsessel der Telekom sei.

Wenn es Obermann nicht gelinge, überzeugende neue Strategien vorzulegen, werde er schneller abgelöst werden als Ricke, der vier Jahre den Kurs der Telekom bestimmte.

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