Deutsche Telekom:Wachstum aus Übersee

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Unternehmens-Chef Timotheus Höttges zeigt sich nach dem geplatzten Deal in den USA offen für weitere Fusionsgespräche. Und investiert in Breitbandnetze.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Die vergangenen Wochen, so erzählt es Timotheus Höttges am Donnerstag, seien die turbulentesten in seinem Berufsleben gewesen. Der Telekom-Chef flog durch die halbe Welt, um eine Milliarden-Fusion in den USA auszuhandeln: Seine Konzerntochter T-Mobile wollte mit dem Mobilfunk-Anbieter Sprint zusammengehen, die Nummer drei auf dem US-Markt mit der Nummer vier, das versprach hohe Synergien. "Es war richtig, es zu versuchen", sagt Höttges. Doch am Wochenende ist der Zusammenschluss geplatzt - nicht zuletzt, weil der Sprint-Mutterkonzern Softbank aus Japan darauf bestand, die Führung in der fusionierten Firma zu übernehmen.

Warum die Telekom dies nicht akzeptieren konnte, zeigen die Geschäftszahlen, die Höttges vorgelegt hat: Er braucht die US-Tochter als das große Wachstumsfeld in seiner Bilanz. Denn während die Gewinne der Telekom im europäischen Ausland in den ersten drei Quartalen zurückgegangen und in Deutschland nur leicht gestiegen sind, erwirtschaftete T-Mobile US 17 Prozent höhere Profite als im Vorjahreszeitraum. So kommt es, dass die Telekom ihre Gewinnprognose für das Gesamtjahr abermals anheben konnte. Hätte der Konzern hingegen die Kontrolle über seine US-Geschäfte abgegeben, wären diese nicht mehr voll in der Bilanz aufgetaucht.

T-Mobile gewinnt seit Jahren Kunden in Amerika hinzu, nachdem die Telekom Milliarden in US-Netzfrequenzen investiert hat. Für weitere Überlegungen über Zusammenschlüsse in Übersee zeigt sich Höttges offen. "Ich werde keine Tür zuschlagen", sagt der Telekom-Chef in Richtung des Softbank-Konzerns. "Man trifft sich im Leben immer zweimal."

In Deutschland wird die Telekom in diesem Jahr fünf Milliarden Euro investieren. "Wir bauen das Netz der Zukunft", sagt Höttges. Der Konzern schließt derzeit viele Hauptverteiler, also die grauen Kästen in den Straßen, an sein Glasfasernetz an. Das letzte Stück Weg ins Haus nehmen die Daten aber vielerorts per Kupferkabel. Dank dieser Vectoring-Technik können die Kunden deutlich schneller im Internet surfen. Im Zeitalter von Streaming und vernetzten Häusern bezweifeln Experten aber, dass diese Brückentechnologie auch in einigen Jahren noch ausreichen wird.

Höttges betont am Donnerstag, der Breitband-Ausbau auf dem Land scheitere weder am Geld noch am Willen, vielmehr fehlten Kapazitäten der Tiefbaubranche. Die Vectoring-Technik verteidigt der Telekom-Chef als Möglichkeit, "schnell schnelles Internet für möglichst viele Deutsche herzustellen." Zugleich zeigt sich die Telekom offen für die Zusammenarbeit mit Betreibern wie Wilhelm-Tel oder M-Net, die lokale Glasfasernetze bis ins Haus verlegen (FTTH). Derzeit funktionierten solche Kooperationen aber nicht, weil die Telekom als Marktführer ihren Konkurrenten wie Vodafone oder 1&1 zu vorgegebenen Preisen Zugriff auf ihre Netze geben müsse. Höttges setzt sich dafür ein, dass die Politik die Telekom bei Glasfaseranschlüssen aus dieser Regulierung entlassen sollte. Die Wettbewerber fürchten hingegen, dass in diesem Fall der frühere Staatskonzern wieder zum Monopolisten im Festnetz aufsteigen könnte.

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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