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Internet:Telekom will mehr Glasfaser-Anschlüsse in Deutschland bauen

Vor allem in vier Großstädten will der Konzern die schnellen Leitungen bald bis in Hunderttausende Häuser legen. Bislang endet die Glasfaser oft noch in den Verteilerkästen an der Straße.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Der Alltag vieler Büromenschen besteht aus Videokonferenzen, Kinder verfolgen Schulstunden online, abends streamt die Familie Filme: Die Corona-Krise führt vielen vor Augen, wie wichtig eine schnelle Internetleitung ist. Da trifft es sich gut, wenn die Deutsche Telekom nun mehr Geld in den Glasfaserausbau in Deutschland investieren will. Der Konzern hat am Montag angekündigt, dass seine jährlichen Ausgaben für die schnellen Leitungen von derzeit 1,5 Milliarden Euro bis 2024 auf etwa 2,5 Milliarden Euro steigen sollen.

Konkrete Verbesserungen stellt die Telekom beispielsweise Hamburg in Aussicht: Bis Ende 2025 will sie dort 540 000 Haushalte und Firmen direkt mit Glasfaser versorgen. Im selben Zeitraum will das Unternehmen auch in Frankfurt 375 000 neue Glasfaseranschlüsse verlegen, in Düsseldorf 160 000. Bereits im März hatte die Telekom angekündigt, dass sie bis Ende 2025 in Berlin 600 000 Glasfaseranschlüsse schaffen will. In weiteren Großstädten befindet sich der Konzern in entsprechenden Verhandlungen.

In den vergangenen Jahren hat die Telekom Glasfaser in einem ersten Schritt vor allem bis in die grauen Verteilerkästen an den Straßen verlegt; die letzten Meter legen die meisten Daten per aufgerüstetem Kupferkabel zurück. Mit diesem sogenannten Vectoring können Kunden bestenfalls 250 Megabit pro Sekunde herunterladen. Direkte Glasfaseranschlüsse ermöglichen hingegen höhere Upload- und Download-Raten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde.

Der Wettbewerb ums Festnetz ist vielerorts rege

Bislang hat die Telekom die schnellen Leitungen zu etwa 2,3 Millionen Haushalten und Firmen bundesweit gebracht. Diese Zahl will der Konzern bis Ende 2024 auf zehn Millionen Anschlüsse erhöhen - auch in ländlichen Gebieten, betont Telekom-Deutschlandchef Srini Gopalan. Das Unternehmen nimmt dafür mitunter staatliche Förderung in Anspruch, wo sich der Ausbau sonst nicht lohnen würde. Zudem kooperiert die Telekom mit mehr und mehr regionalen Glasfaser-Anbietern, beispielsweise mit Stadtwerken.

Mit den Investitionen stellt sich der Konzern dem regen Wettbewerb ums Festnetz. Beispielsweise können viele Haushalte auch ihren TV-Kabelanschluss zum Surfen und Telefonieren benutzen. Zudem bauen Anbieter wie Deutsche Glasfaser, M-Net aus München oder Netcologne aus Köln ebenfalls regionale Glasfasernetze auf.

Auch Mobilfunkanbieter rüsten sich für höhere Datenmengen

Abseits des Festnetzes rüsten sich auch Mobilfunkanbieter für immer höhere Datenmengen. Davon profitiert beispielsweise die Firma Vantage Towers aus Düsseldorf. Ihr gehören gut 82 000 Sendemasten in Europa. Der Vodafone-Konzern hatte seine Funkturm-Tochter im März an die Börse gebracht, zunächst aber eine deutliche Mehrheit der Aktien behalten.

Nun versucht Vantage Towers, neben Vodafone mehr und mehr andere Netzbetreiber als Mieter zu gewinnen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen nach eigenen Angaben etwa 600 zusätzliche Antennenmasten errichtet. Für das erste Jahr in Eigenständigkeit meldete Vantage Towers am Montag einen Umsatz von 966 Millionen Euro. Dieser soll im neuen Geschäftsjahr auf 995 bis 1010 Millionen Euro steigen - wegen der wachsenden Nachfrage nach schnellem Internet.

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