Deutsche Telekom in Griechenland:Angst vor dem magentafarbenen Riesen

Die geplante Übernahme der griechischen Telefongesellschaft OTE durch die deutsche Telekom ist wieder in Frage gestellt: Die griechischen Gewerkschaften stemmen sich gegen eine deutsche Führung bei OTE.

Die geplante Übernahme des griechischen Telekomkonzerns Hellenic Telecom (OTE) durch die Deutsche Telekom stößt in Griechenland auf massive Kritik. "Wir kennen die Strategie der Telekom. Deren Absicht ist es, Stellen zu streichen und Löhne zudrücken", sagte eine Sprecherin der griechischen Telekomgewerkschaft OME-OTE am Dienstag in Athen.

Deutsche Telekom in Griechenland: Das Wachstum über Auslandsbeteiligungen zu realisieren trifft auf Widerstände. Die Vergangenheit scheint Rene Obermann einzuholen.

Das Wachstum über Auslandsbeteiligungen zu realisieren trifft auf Widerstände. Die Vergangenheit scheint Rene Obermann einzuholen.

(Foto: Foto: AP)

Vorbild T-Service

Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Telekom ihre Geschäftsbereiche neu strukturiert und rund 50.000 Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen in den konzerneigenen Bereich T-Service verlagert. "Wir befürchten, dass die Telekom das gleiche in Griechenland machen könnte", sagte die Sprecherin.

Grundsätzlich ist die Gewerkschaft nicht gegen einen Einstieg der Telekom. "Der Staat sollte aber die Kontrolle behalten." Die Gewerkschaft wendet sich damit gegen die Pläne der griechischen Regierung, für OTE einen strategischen Investor zu finden.

Streikansage

Von Mittwoch bis Freitag sollen die Mitarbeiter von OTE gegen die geplante Übernahme streiken. Denkbar sei, dass die Proteste in der kommenden Woche fortgesetzt würden.

Bei einer vollständigen Privatisierung der Gesellschaft wird befürchtet, dass sich die Versorgung von ländlichen Regionen mit Telekommunikationsdiensten verschlechtern könnte. Auch sicherheitspolitische Überlegungen würden gegen gegen einen Verkauf der 28-prozentigen Staatsbeteiligung sprechen, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft.

Die deutsche Telekom wird sich nur an Hellenic Telecom (OTE) beteiligen, wenn eine zentrale Kontrolle aus Bonn gewährleistet ist.

Dazu führt der Konzern Gespräche mit der griechischen Regierung. Ein Telekom-Sprecher äußerte sich nicht konkret zu den Befürchtungen der Gewerkschaft, sagte aber: "Wir stehen in Gesprächen mit der Regierung. Falls absehbar, welches Konzept sich realisieren lässt, werden wir natürlich auf die Gewerkschaften zugehen." Bislang gab es keinen Kontakt zwischen Telekom und der OTE-Gewerkschaft.

OTE ist der größte Telekomanbieter Griechenlands mit Töchtern unter anderem in Rumänien, Serbien und Albanien. Im vergangenen Jahr kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 6,3 Milliarden Euro und verdiente dabei 663 Millionen Euro.

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