Deutsche Telekom:Fluch und Segen

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Leuchtreklame für den Mobilfunk der Telekom in Düsseldorf: In der Corona-Krise nutzen weniger Reisende aus dem Ausland das hiesige Netz. (Foto: David Young/dpa)

Der Konzern profitiert von seiner Fusion in den USA, doch schreibt viel Geld auf die IT-Tochter T-Systems ab.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

In Krisenzeiten sparen viele Firmen, wo sie können, und vertagen so manches Projekt. Auch Umrüstungen der IT sind davon nicht verschont. Das spürt etwa der Softwarekonzern SAP, der seine Prognose kürzlich senkte. Und das spürt auch die Deutsche Telekom mit ihrer Tochter T-Systems: Knapp ein Viertel weniger Aufträge hat der IT-Dienstleister im vorigen Quartal eingeheimst, auch der Gewinn der Sparte ging zurück. Nun korrigiert die Telekom den Wert von T-Systems in der Bilanz um eine halbe Milliarde Euro nach unten. Das senkt den Gewinn eines ansonsten "sehr erfreulichen" Quartals, wie es Vorstandschef Tim Höttges nennt.

Schon seit 2018 baut Europas größter Telekomkonzern seine IT-Tochter um. T-Systems zählt gut 28 500 Beschäftigte, Tausende Stellen fielen bereits weg. "Wir werden ein Programm auf das Programm setzen müssen", kündigt Finanzvorstand Christian Illek nun an, "das allerdings noch nicht final ist." Man müsse die Einsparungen noch in den Gremien besprechen.

Gleichwohl, betont Vorstandschef Höttges, könne die Telekom die IT-Krise durch das Wachstum in anderen Geschäften "mehr als kompensieren". So hat der Konzern von Juli bis September einen Umsatz von gut 26 Milliarden Euro erwirtschaftet, fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch der Gewinn stieg - zumindest vor Zinsen, Steuern und den besagten Abschreibungen - deutlich. Die Telekom korrigiert die Jahresprognose für diese Kennzahl nun um eine Milliarde Euro nach oben. "Ich weiß nicht, ob ich das noch mal erleben werde", freut sich Höttges.

Der Konzern profitiert vor allem davon, dass seine Tochter T-Mobile in den USA im Frühjahr mit dem Konkurrenten Sprint fusioniert hat. Die Vorteile des Zusammenschlusses zeigten sich schneller als erwartet, so Höttges. Beispielsweise können T-Mobile und Sprint einige doppelte Funkstandorte abschalten. Die US-Tochter zähle nun mehr Kunden als der bislang zweitgrößte Anbieter AT&T. "Mittelfristig ist unser klares Ziel, auch Verizon von der Spitze zu verdrängen", sagt der Vorstandschef.

Folgen der Corona-Pandemie haben die Telekom im vergangenen Quartal nach eigenen Angaben etwa 100 Millionen Euro gekostet. Der Konzern spürt etwa, dass deutlich weniger Menschen aus dem Ausland nach Deutschland reisen, hier mit dem Handy telefonieren und ins Internet gehen. Der Telekom entgehen daher Roamingeinnahmen. Andererseits spart der Konzern selbst Reise- und Beraterkosten. Und man erwäge, "überflüssige" Immobilien zu verkaufen, sagt Finanzchef Illek. Die Telekom erwarte auch nach der Corona-Krise ein anderes Verhältnis aus Büroarbeit und Home-Office. An der Börse hat die T-Aktie am Donnerstag zeitweise gut ein Prozent an Wert gewonnen.

© SZ vom 13.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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