Deutsche Technologie:Transrapidstrecke wächst - vielleicht

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China will die Transrapid-Trasse in Shanghai offenbar um 165 Kilometer verlängern, doch die Hersteller wissen von nichts.

Janis Vougioukas

China plant offenbar doch noch eine Verlängerung der Transrapidstrecke. Chinesische Medien berichteten am Montag, der Ausbau der Trasse solle bereits im kommenden Jahr beginnen. Die neue Route soll die bestehende rund 35 Kilometer lange Trasse zwischen der Shanghaier Innenstadt und dem internationalen Flughafen Pudong verlängern. Die Shanghai Securities News meldete, die bestehende Magnetbahn-Verbindung werde um 165 Kilometer in die Nachbarstadt Hangzhou ausgebaut. Im Jahr 2013 werde die Shanghai-Hangzhou-Anbindung in Betrieb gehen.

Rausch der Geschwindigkeit: Wohl im Jahr 2010 soll mit der Verlängerung der Transrapid-Trasse in Shanghai begonnen werden. (Foto: Foto: AP)

Der Artikel in der amtlichen Zeitung stützt sich auf ein Dokument der Provinzregierung von Zhejiang, in dem wichtige Bauprojekte der kommenden Jahre aufgeführt werden. Sowohl herkömmliche Rad-Schiene-Strecken als auch die Transrapid-Linie zwischen Hangzhou und Shanghai würden in der Liste der Regierung erwähnt, heißt es. Die neue Trasse wäre weltweit die erste Fernstrecke für den Transrapid.

"Noch nichts gehört"

Deutsche Herstellerfirmen konnten die Meldung jedoch nicht bestätigen. Bisher sei noch kein Liefervertrag unterzeichnet worden, hieß es aus Kreisen des Herstellerkonsortiums aus Siemens und ThyssenKrupp. "Von offizieller Seite haben wir noch nichts gehört", sagte auch Transrapid-Sprecherin Andrea Stichler in Berlin und wies darauf hin, dass der Transrapid nach dem letzten Planungsstand lediglich als Flughafenanbindung zwischen dem internationalen Flughafen Pudong und dem vor allem für den Inlandsverkehr genutzten Flughafen Hongqiao gedacht war - eine Streckenlänge von rund 30 Kilometern.

Anfang 2003 hatten der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und der damals amtierende chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji die weltweit erste kommerziell genutzte Transrapidstrecke eingeweiht. Siemens und ThyssenKrupp hofften damals noch auf die prestigeträchtige Fernstrecke zwischen Shanghai und Peking. Die Hoffnung wurde nicht erfüllt. Doch Zhu Rongji stellte immerhin eine Verlängerung in eine der Nachbarstädte in Aussicht.

Seitdem drucken die chinesischen Medien fast jeden Monat widersprüchliche Berichte. Doch der Artikel der Shanghai Securities News gewinnt an Gewicht, weil auch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua ("Neues China") die Meldung im Verlauf des Tages aufgriff. Xinhua gilt als Sprachrohr der chinesischen Regierung. Das Budget für den Trassenausbau beträgt nach dem Bericht umgerechnet 2,2 Milliarden Euro. Im März 2006 hatte der Pekinger Staatsrat die Transrapidstrecke zwischen Shanghai und Hangzhou genehmigt.

Doch nachdem Tausende Anwohner gegen Umsiedlungen und Enteignungen demonstrierten, wurden die Baupläne vorübergehend gestoppt. Eine erneute Prüfung der Umweltverträglichkeit steht noch aus. Ursprünglich sollte die Magnetschwebebahn bereits zur Shanghaier Weltausstellung im Jahr 2010 verkehren. Doch nach Angaben des Vorbereitungskomitees ist der Transrapid nicht mehr Teil der Expo-Infrastruktur.

© SZ vom 19.8.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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