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Deutsche Post:So viele Pakete wie vor Weihnachten

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Boten haben viel zu tun. Aber insgesamt kostet die Corona-Krise den Konzern viel Geld.

Von Benedikt Müller, Köln

Es ist nicht so, als hätten sie bei der Deutschen Post dieser Tage nur Krisenzahlen zu verkünden: Beispielsweise befördert der Konzern seit Ende März deutlich mehr Pakete, weil Kunden Ostergeschenke nun verschicken anstatt sie persönlich zu überbringen - und im Internet bestellen, statt einkaufen zu gehen. "Wir sehen jetzt Wachstum und Volumina, wie wir sie sonst in der Vorweihnachtszeit sehen", sagt Vorstandschef Frank Appel. Der Konzern plane Neueinstellungen im Paketgeschäft und setze Beschäftigte aus anderen Bereichen verstärkt dort ein.

Bloß reicht das nicht, um negative Auswirkungen der Corona-Pandemie aufzuwiegen: Firmen verschicken weniger Werbebriefe. Das Fracht- und Expressgeschäft der Post litt zunächst in China unter Produktionseinschränkungen; dies wiederholt sich nun in Europa und Amerika. Und während Lebensmittel- und Gesundheitswirtschaft jetzt Lagerflächen nachfragen, schwächelt das Geschäft mit der Mode- und der Autoindustrie. Insgesamt schätzt die Post, dass die Corona-Krise sie im ersten Quartal 200 Millionen Euro gekostet hat. "Wir sind hier in einer sehr schweren Krise", so Appel.

Daher spreche der Konzern nun mit den Betriebsräten über mögliche Kurzarbeit in einzelnen Tochterfirmen, bestätigt der Vorstandschef. Dies betreffe insbesondere Beschäftigte in Lagern für die Autoindustrie. "Unser Primat ist, dass wir eine maximale Zahl von Beschäftigten im Unternehmen halten", sagt Appel. "Ich bin da auch guter Dinge, dass das in weiten Teilen gelingen wird weltweit."

Zusätzlich zur Corona-Krise hat es die Post im ersten Quartal 230 Millionen Euro gekostet, ihre Autoproduktion Streetscooter herunterzufahren. Der Konzern hat zwar schon mehr als 11 000 der batteriebetriebenen Brief- und Paketlaster im Einsatz, bislang aber keinen Co-Investor für die defizitäre Tochterfirma gefunden.

Zudem hat die Post endgültig ihr lang gehegtes Ziel kassiert, in diesem Jahr erstmals einen Gewinn von fünf Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern einzufahren. Eine neue Jahresprognose will der Konzern erst wagen, wenn sich die Lage in wichtigen Volkswirtschaften stabilisiert hat.

Auch hier sieht Appel Grund zu vorsichtigem Optimismus. "Wir haben gesehen, dass sich das in China gut erholt." Andernorts werde man nach der Corona-Krise ebenfalls Aufholeffekte sehen. "Wir sind profitabel und das ist aktuell keine Selbstverständlichkeit", sagt der Manager. Daher gehe die Post davon aus, dass sie in diesem Jahr wie geplant eine Dividende von 1,25 Euro je Aktie ausschütten und - abgesehen vom Kurzarbeitergeld - keine staatlichen Hilfen benötigen werde. An der Börse hat die Post-Aktie am Mittwoch zeitweise drei Prozent an Wert verloren.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2020
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