Deutsche Post:Schließfächer können künftig E-Mails schreiben

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Nutzer von Postfächern erhalten auf Wunsch eine Vorwarnung, wenn sie einen Brief bekommen. Der Konzern bekommt seine Schließfächer immer schlechter vermietet.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Firmen und Privatleute, die ein Schließfach bei der Deutschen Post gemietet haben, können eine neue Dienstleistung buchen. Auf Wunsch informiert der Konzern sie morgens um 7 Uhr per E-Mail, wenn an dem Tag ein Brief in ihrem Fach landet. Die Kunden können dann entweder die Zahl der Sendungen sehen oder einen maschinellen Scan ihrer - freilich ungeöffneten - Umschläge.

Der Service sei in der Postfach-Miete enthalten, teilt der Konzern mit. Interessierte müssten sich im Webshop der Post anmelden. Ziel sei es, "die physische mit der Online-Welt zu verknüpfen", sagt der zuständige Manager Ole Nordhoff. Die Post hatte die neue Dienstleistung Anfang des Jahres angekündigt, nun soll sie wirklich funktionieren.

Postfächer sind eine mehr als 100 Jahre alte Erfindung, die beispielsweise Kanzleien nutzen oder auch Personen, die ihre Hausanschrift nicht verraten möchten. Sie können ihre Briefe stattdessen in der Postfiliale abholen - typischerweise zu einer früheren Tageszeit, als wenn sie auf den Briefträger warten würden.

Lange waren die Schließfächer kostenlos, erst seit 2017 erhebt die Post eine jährliche Miete. Die Zahl der Nutzer geht seit Jahren zurück. Etwa 680 000 aktive Fächer zählte der Konzern zuletzt; Anfang des Jahres waren es noch 746 000. Dank der neuen Mail-Ankündigung sollen sich Kunden künftig vergebliche Gänge zum leeren Fach sparen können.

Bereits seit Sommer bietet die Post einen ähnlichen Service für ganz normale Briefe an die Hausadresse an: Wer die Dienste GMX oder Web.de nutzt, erhält seither auf Wunsch eine Ankündigung per Mail, welche analogen Briefe auf dem Weg zu ihm sind. Derzeit seien etwa 500 000 Menschen dafür registriert, heißt es von dem Konzern.

Die Ankündigungen sind Versuche der Post, das Produkt Brief auch im Internetzeitalter am Leben zu halten. Denn mehr und mehr Kommunikation unter Privatleuten und Firmen verlagert sich in Mails, Messenger-Dienste oder soziale Medien. Der Bundesnetzagentur zufolge hat die Post 2019 noch gut zwölf Milliarden Briefe befördert; das sind sechs Prozent weniger als zwei Jahre zuvor. In anderen Staaten schrumpfen die Briefmengen noch schneller als hierzulande.

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