Deutsche Post:Doch keine Portoerhöhung zu Neujahr

Deutsche Post

Berge von Briefen? Der Eindruck täuscht, der Versand geht zurück.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Konzern darf die Briefpreise erst später anheben als gedacht - dafür womöglich stärker. Auch der Paketversand könnte teurer werden.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Eigentlich hat die Deutsche Post ihre Kunden längst darauf eingestellt, dass das Briefporto im nächsten Jahr steigen würde. Die Vorgabe, wonach etwa ein Standardbrief höchstens 70 Cent kosten darf, läuft zum Jahresende aus. Und Post-Chef Frank Appel plädierte schon im Sommer für deutlich höhere Preise, die dann freilich für einige Jahre gleichbleiben müssten. Doch jetzt kommt alles anders als gedacht.

Die Bundesnetzagentur hat entschieden, dass die Post das Porto im neuen Jahr vorerst nicht erhöhen darf. Die Bonner Behörde muss die Briefpreise des früheren Staatsunternehmens genehmigen. Dabei berücksichtigt sie nicht nur die allgemeine Inflation, sondern auch, wie sich die Kosten der Post und die Anzahl der Briefe in Deutschland entwickeln. Doch dauert diese Prüfung in diesem Jahr länger als sonst. Denn der Konzern hat im Juni angekündigt, dass er Kosten in der Briefsparte senken und ein paar Tausend Postbeamte in den Vorruhestand versetzen will. Zu diesem Sparprogramm hat die Bundesnetzagentur noch Fragen.

Für die Post ist es zunächst bitter, dass sie das Porto nun erst Monate später erhöhen darf als geplant. Eine solche Verzögerung hat es vorher noch nie gegeben. Die Aktie verlor am Mittwoch zeitweise fünf Prozent an Wert und sank auf den tiefsten Kurs seit zwei Jahren. Denn noch immer transportiert der Konzern hierzulande mehr als zwölf Milliarden Briefe pro Jahr. Selbst wenn das Porto also nur um einige Cent steigt, beschert dies der Post Dutzende Millionen Euro zusätzlich.

Der Konzern darf jedoch darauf hoffen, dass die Bundesnetzagentur ihn für die Verspätung entschädigt. "Weil die Entscheidung später getroffen wird, sind Kompensationen vorgesehen", sagt eine Behördensprecherin. "Die Deutsche Post wird nicht schlechter gestellt als im Falle einer früheren Genehmigung." Wie die Netzagentur dem Konzern genau entgegenkommen will, stehe noch nicht fest. Gut möglich also, dass das Porto zwar etwas später, doch dafür etwas stärker steigt als gedacht.

In 15 EU-Staaten ist das Briefporto günstiger als in Deutschland

Die Post hofft nun, dass die Behörde die künftigen Briefpreise im ersten Quartal 2019 freigeben werde. Dann könnte das Porto etwa im März oder April steigen. Die Bundesnetzagentur geht derzeit von einer Genehmigung "im ersten Halbjahr" aus. "Unsere Entscheidung für die kommenden Jahre ist nur belastbar, wenn wir die Kostensituation und Umsatzentwicklung beurteilen können", sagt Jochen Homann, Präsident der Behörde.

Das Porto war zuletzt im Januar 2016 gestiegen. Die Post will die Preise abermals erhöhen, weil etwa ihre Boten im Frühjahr höhere Löhne ausgehandelt haben. Zudem unterhält der Konzern sein Verteilnetz und seine Briefzentren zu festen Kosten, während die Anzahl der Briefe von Jahr zu Jahr um ein bis zwei Prozent zurückgeht, da immer mehr Unternehmen und Privatleute über das Internet kommunizieren. Die Bundesnetzagentur stellt bereits in Aussicht, dass sie der Post kein niedrigeres Porto vorschreiben wird.

Im europäischen Vergleich sind die Briefpreise in Deutschland bisher durchschnittlich. In Staaten wie Dänemark oder Italien, wo die Post nicht mehr werktäglich Briefe austrägt, liegt das Standardporto mit bis zu 3,60 Euro deutlich höher. Hingegen sind Briefe in 15 EU-Staaten günstiger als in Deutschland, wie die Bundesnetzagentur berichtet, allen voran in Malta mit einem Standardporto von 26 Cent.

Das Geschäft mit Briefen und Paketen ist derzeit die Krisensparte der Post. Im Juni musste der Konzern seine Gewinnprognose für das laufende Jahr um eine Milliarde Euro nach unten korrigieren, weil die Kosten im Stammgeschäft schneller gestiegen sind als die Umsätze. Kurz darauf warf die Post ihren langjährigen Brief- und Paketchef Jürgen Gerdes raus. Die Stammsparte steht für etwa ein Drittel des Konzerngewinns. Das restliche Geld verdient die Post mit dem weltweiten Fracht- und Kuriergeschäft ihrer Marke DHL.

Zugleich erhöht der Konzern die Preise für Postprodukte, die nicht der Regulierung der Bundesnetzagentur unterliegen. So hat die Post bereits im Juli das Porto für Bücher- und Warensendungen angehoben. Zudem will der Konzern versuchen, höhere Paketpreise auszuhandeln. Allerdings steht die Post in diesem Geschäft Großkunden gegenüber, allen voran dem Onlinehandelskonzern Amazon, die hohe Rabatte für ihre vielen Sendungen ausgehandelt haben.

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