Deutsche Börse:Rücktritte gefordert

Für die Chefs der Deutschen Börse steigt der Druck vonseiten der Politik. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel fordert den Rücktritt von Vorstandschef Carsten Kengeter und Aufsichtsratschef Joachim Faber.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Für die Chefs der Deutschen Börse steigt nun auch der Druck vonseiten der Politik. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel forderte am Dienstag den Rücktritt von Vorstandschef Carsten Kengeter und Aufsichtsratschef Joachim Faber. "Die Mannschaft an der Spitze der Börse hat keine Zukunft", sagte Schäfer-Gümbel dem Handelsblatt. Der Konzern solle sich endlich an der Spitze des Vorstands und des Aufsichtsrats neu aufstellen, um Vertrauen wiederherzustellen. Schäfer-Gümbel ist Oppositionsführer im hessischen Landtag und hatte die Führung der Börse bereits im Zuge des gescheiterten Fusionsversuchs mit der Londoner Börse LSE kritisiert.

Gegen Kengeter ermittelt seit Monaten die Frankfurter Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem Manager Insiderhandel vor, weil er im Dezember 2015 auf eigene Rechnung für 4,5 Millionen Euro Aktien der Börse kaufte, um seinen Bonus zu erhalten. Die Ermittler gehen davon aus, dass Kengeter zu dieser Zeit bereits den Zusammenschluss mit der LSE plante. Hinzu kommt der Verdacht der Marktmanipulation, weil der Börsenbetreiber die Märkte mehr als einen Monat zu spät per Pflichtmitteilung über das Fusionsvorhaben informiert haben soll. Derweil prüft die Börsenaufsicht im hessischen Wirtschaftsministerium die Zuverlässigkeit Kengeters; sie könnte den Manager im schlimmsten Fall abberufen. Die Finanzaufsicht Bafin unterstützt eine solche Sonderprüfung. Kengeter hat die Vorwürfe von Anfang an bestritten.

Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf die Börse als Konzern ausgeweitet und fordert für die beiden Vergehen zwei Geldbußen über insgesamt 10,5 Millionen Euro von dem Konzern. Um auf ein entsprechendes Anhörungsschreiben der Strafverfolger zu reagieren, haben die Anwälte der Börse nach einem Antrag auf Fristverlängerung nun bis Mitte September Zeit. Die Börsenaufsicht kündigte an, auf die Ermittlungsergebnisse warten zu wollen. Die Börse wollte die Vorgänge nicht kommentieren.

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