Deutsche Börse:Gute Geschäfte mit unruhigen Märkten

Turbulenzen am Aktienmarkt

Im Handelssaal der Frankfurter Börse werden nur noch die wenigsten Geschäfte gemacht, der größte Teil des Geschäfts läuft digital.

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Deutschlands größter Handelsplatz-Betreiber meldet einen Rekordgewinn.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Es war im Oktober, als es anfing, ungemütlich zu werden an den Börsen in den USA und an den europäischen Finanzplätzen in London, Paris und Frankfurt. Investoren verkauften in großem Stil Aktien, die Schwankungen nahmen zu, der deutsche Leitindex Dax, der europäische Eurostoxx und auch der US-Index S&P 500 sind nur einige von vielen Beispielen: Die wichtigsten Aktienmärkte der Welt schlossen das Jahr mit einem Minus ab, sehr zum Leidwesen der Banken, vieler Investoren und Fondsgesellschaften.

Für Theodor Weimer dagegen, den Chef der Deutschen Börse, ist die schwierige Lage an den Märkten Grund zur Freude. Angesichts der Mischung aus Brexit-Sorgen, dem Handelsstreit zwischen China und den USA und unsicheren Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft hat die Deutsche Börse ihre Gewinnprognose nach vorläufigen Zahlen deutlich übertroffen und steuert auf ein Rekordergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr zu. Der Vorstand rechne mit einer Steigerung des Nettogewinns um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte die Börse am Dienstagabend mit. Weimer hatte angestrebt, das Nettoergebnis um "mindestens zehn Prozent" zu steigern. 2017 hatte die Börse einen Gewinn von 857 Millionen Euro verbucht.

Prompt stieg der Kurs am Mittwoch um 1,2 Prozent auf 114,55 Euro.

Der Konzern verdient als Betreiber verschiedener Handelsplattformen umso mehr Geld, je mehr gehandelt wird - bei steigenden, wie bei fallenden Kursen. Sinken die Preise für Wertpapiere auf breiter Front, sichern sich Investoren umso mehr mit Derivaten ab, zum Beispiel über Plattformen der Konzerntochter Eurex. Auch dafür kassiert die Börse Gebühren. Hinzu kommt das Geschäft als Depotstelle und Zentralverwahrer der Börse-Tochter Clearstream, die sich auch um die Abwicklung von Wertpapiergeschäften kümmert.

Weimer war Anfang vergangenen Jahres von der Hypo-Vereinsbank gekommen und hatte die Geschäfte von Carsten Kengeter übernommen, der im Zuge von Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel gehen musste. In seinem ersten Jahr als Konzernchef sparte Weimer kräftig, sorgte nach der Aufregung um die Kengeter-Affäre für Ruhe und schloss die Übernahmen der Fondsplattform Swisscanto und der Devisenhandelsplattform GTX ab. Zuletzt hatte er angekündigt, Übernahmen zu prüfen. "Wir brauchen größere Deals, die uns weiter nach vorn bringen", sagte Weimer 2018. Mögliche Übernahmekandidaten seien aber bereits sehr teuer. Großprojekte wie die unter Kengeter gescheiterte Fusion mit der Londoner Börse LSE hat Weimer bislang ausgeschlossen. Detaillierte Geschäftszahlen will die Deutsche Börse, die selbst im Dax notiert ist, am 14. Februar veröffentlichen.

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