Deutsche Börse:Finanzaufsicht sieht sich  getäuscht

Bafin und Staatsanwaltschaft werfen Börsenchef Carsten Kengeter vorsätzliche Marktmanipulation vor. Es geht um Aktienkäufe im Vorfeld der Fusion mit der Londoner Börse, die dann scheiterte.

Von Reuters, Frankfurt

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin fühlt sich von der Deutschen Börse in der Affäre um die gescheiterte Fusion mit der Londoner LSE getäuscht, berichtet der Spiegel unter Berufung auf einen Bericht der Bonner Behörde. Erst durch ein Auskunftsersuchen an die britische Börsenaufsicht habe die Bafin erfahren, dass Börsen-Chef Carsten Kengeter seit seinem Amtsantritt im Juni 2015 fast wöchentlich - insgesamt 15-mal - seinen LSE-Kollegen Xavier Rolet getroffen oder mit ihm telefoniert habe. Das ergebe sich aus Rolets Terminkalender. Die Börse habe nur vier Termine zugegeben und den Eindruck erweckt, "ein Startschuss für grundsätzliche Überlegungen zu einem Zusammenschluss" mit der LSE sei erst im Dezember 2015 gefallen. Der Zeitpunkt hat Bedeutung, weil Kengeter im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro Aktien der Deutschen Börse gekauft hatte. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft ihm Insiderhandel vor, weil er da schon von den Fusionsplänen gewusst habe, die die Aktie später nach oben trieben. Kengeter hätte die Aktien nicht kaufen dürfen, obwohl die Rechts- und Compliance-Abteilung der Börse ihm das erlaubt habe. Diese habe die Genehmigung auf einer "unzureichend erhobenen Informationslage" erteilt. Durch die mangelnde Prüfung sei "eine Straftat des Beschuldigten Kengeter nicht verhindert" worden.

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