Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:Zu viel in einer Hand

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing soll nach Wunsch der Aufsicht Macht abgeben

Frankfurt - Den Aufsehern ist die Ämterhäufung von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zunehmend unrecht. Die Regulatoren drängten darauf, dass Sewing bald die Verantwortung für das Investmentbanking abgebe, hieß es aus informierten Kreisen. Immer wieder habe es dazu Gespräche gegeben. Bislang habe Sewing aber zu wenig unternommen, um einen Vorstand zu finden. "Der aktuelle Zustand ist zu viel Verantwortung für eine Person", sagte ein Insider. "Das ist ein operationelles Risiko." Die Behörden sähen die Doppelfunktion des 50-Jährigen als "nicht angebracht" an, sagte eine andere Person. "Und das ist noch milde ausgedrückt." Die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Europäische Zentralbank, die das Geldhaus beaufsichtigen, wollten sich nicht äußern. Die Bank lehnte ebenfalls einen Kommentar ab. Unter den Top-Banken der EU ist Sewing der einzige Chef, der die Verantwortung für die ganze Bank und gleichzeitig für das Kapitalmarktgeschäft trägt und zudem für die interne Revision zuständig ist, die Fehlverhalten aufdecken soll. Die jüngst bekannt gewordene interne Untersuchung zum Verkauf komplexer Finanzprodukte an Kunden, die Risiken offenbar nicht ganz verstanden haben, hätten die Bedenken der Regulatoren erhöht, hieß es. Die fraglichen Geschäfte fallen teilweise in die Zeit, seit der Sewing das Kapitalmarktgeschäft verantwortet. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab. Die Aufteilung der Verantwortungsbereiche im Deutsche-Bank-Vorstand stößt den Aufsichtsbehörden schon seit Sommer 2019 auf - passiert war bislang aber nichts.

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Quelle:
SZ vom 29.01.2021 / Reuters
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