Deutsche Bank:Zahltag in Frankfurt

Nach drei Jahren Verzicht fließt für die Vorstände der Deutschen Bank wieder ein Bonus. Top-Verdiener in der ersten Führungsriege ist der Chef der Investmentbank. Er profitiert von einer ungewöhnlichen Zulage.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

01 02 2019 Frankfurt DEU Jahrespressekonferenz der Deutsche Bank AG Christian Sewing Vorsitzend

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bei der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar.

(Foto: Hannelore Förster/Imago)

Ob es solche Gehälter in Zukunft noch geben wird, wenn die Deutsche Bank mit der braven Commerzbank fusioniert ist? Und wenn der Bund über seinen Minderheitsanteil an den "Gelben" außerdem zu den Aktionären zählt? Womöglich könnte dann Schluss damit sein. 2018 aber verdienten einige Manager und Vorstände der Deutschen Bank noch einmal ausgesprochen gut. Wie dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist, gewährte der Aufsichtsrat den Vorständen eine Vergütung von zusammen 55,7 Millionen Euro. Die drei Jahre zuvor hatte das oberste Führungsgremium keinen Bonus erhalten. 2017 hatte die Vergütung der Topmanager daher noch bei zusammen 29,8 Millionen Euro gelegen. Der Unterschied ergibt sich zum einen aus den Boni, zum anderen dadurch, dass 2018 mehrere Vorstände teilweise gegen ihren Willen und vor Ablauf des Vertrages gegangen waren - aber weiter Geld bekamen.

Vorstandschef Christian Sewing selbst erhielt sieben Millionen Euro Gesamtgehalt, davon 3,3 Millionen fix. Das erhöhte Salär als Vorstandschef bekam er jedoch nur für neun Monate. Über den Bonus darf sich Sewing freuen, weil er einen Großteil seiner Ziele erreicht hat. So kam er beim Kostensenken und Mitarbeiterabbau wie geplant voran. Im Jahr zuvor hatte er noch 2,9 Millionen Euro verdient.

Top-Verdiener im aktiven Vorstand der Bank war ausgerechnet Garth Ritchie, der die Investmentbank leitet und zugleich einer der beiden Stellvertreter Sewings ist. Der Südafrikaner bekam 8,6 Millionen Euro, wenn man Aufwendungen für seine Altersvorsorge herausrechnet. Der Clou: Ritchie hat sich zuzüglich zu seinem Fixgehalt von drei Millionen Euro eine auch für Branchenverhältnisse beachtliche "Funktionszulage" von ebenfalls drei Millionen Euro ausgehandelt. Die Bank hatte ihm "zusätzlich Aufgaben im Zusammenhang mit dem Brexit" übertragen - eine eher selbstverständliche Sache, die für Ritchie aber sehr lukrativ ist: Die Zulage fließt von Dezember 2017 bis November 2020 und summiert sich auf neun Millionen Euro. Hinzu kommt ein Bonus.

In Bankkreisen wurde auf die "Notwendigkeit einer marktgerechten Vergütung" verwiesen. Bei großen Instituten kassierten die Chefs des Investmentbanking mehr. Dabei ist Ritchies Bilanz getrübt: Ausgerechnet in seinem Geschäftsbereich hatte die Bank im vergangenen Jahr derart große Probleme mit den Systemen zur Geldwäsche-Prävention, dass die Finanzaufsicht Bafin erstmals einen Sonderaufpasser entsandte. Unter Ritchie hatte es die Bank versäumt, ausreichend in die Systeme zu investieren. Außerdem brachen die Erträge in seiner Sparte weiter ein, etwa im Handel mit Anleihen, wo die Deutsche Bank früher zur Weltspitze gehörte.

In seiner Vergütung allerdings schlug sich das kaum nieder. Mehr noch: Weil Ritchie einen großen Teil als Fixgehalt und Zulage erhält, muss er dafür weder Ziele erreichen, noch Sorge haben, dass die Bank das Geld im Schadensfall zurückfordert, wie es die EU-weiten neuen Boni-Regeln für die Finanzbranche eigentlich seit 2017 vorschreiben. Neben Ritchie erhielt auch Risikovorstand Stuart Lewis für 2018 eine Zulage. Er sollte das Verhältnis der Bank zu den US-Regulatoren verbessern und kassierte dafür 1,2 Millionen Euro im Jahr.

Während der Vorstand also deutlich mehr verdiente als im Vorjahr, verringerte sich der Bonus-Pool für die knapp 92 000 anderen Beschäftigten auf 1,9 Milliarden Euro. Das ist zwar immer noch ein Vielfaches des Konzerngewinns von 341 Millionen Euro, liegt aber unter den 2,3 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Damals beschäftigte die Bank aber auch fast 6000 Mitarbeiter mehr.

Zudem zahlte die Deutsche Bank vielen hundert Mitarbeitern weiterhin ein generöses Gehalt. Die Zahl der Einkommensmillionäre sank - die Postbank herausgerechnet - zwar von 705 auf 607. Bemerkenswert aber: Zwei Mitarbeiter erhielten eine Vergütung zwischen neun und zehn Millionen Euro und verdienten damit noch mehr als Chef-Investmentbanker Ritchie. Auf einen Teil dieser Boni haben die Manager zwar erst Zugriff, wenn sie in fünf Jahren noch bei der Deutschen Bank arbeiten. Spätestens dann aber dürften viele ihre Vermögensbildung abschließen können.

Das gilt freilich auch für Ex-Vorstandschef John Cryan, der vor einem Jahr vorzeitig durch Sewing ersetzt wurde. Er hat noch Abfindung von knapp 8,7 Millionen Euro erhalten. Dazu bekam er für die letzten Monate im Amt noch eine Vergütung in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro sowie eine vertraglich festgelegte Entschädigung in Höhe von 2,2 Millionen Euro für ein Verbot, für eine bestimmte Zeit zur Konkurrenz zu wechseln.

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