Deutsche Bank:Und wieder mal ein Sommerflirt

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Bei Deutschlands größtem Finanzinstitut wird offenbar erneut über einen Zusammenschluss mit der Commerzbank nachgedacht - für den Fall, dass die Restrukturierung nicht greift.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Der letzte Sommerflirt zwischen "Gelb" und "Blau" liegt erst zwei Jahre zurück. Damals hatten Commerzbank und Deutsche Bank mal wieder einen Zusammenschluss ausgelotet, das Vorhaben jedoch in frühem Stadium aufgegeben - zu groß waren die Hürden. Nun machen erneut Gerüchte die Runde, wonach die beiden größten deutschen Privatbanken über einen Zusammenschluss nachdächten - wobei die Sache dieses Mal, wenn überhaupt, ausschließlich von der Deutschen Bank auszugehen scheint.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend vermeldete, hat die Deutsche Bank mit Großaktionären und Regierungsvertretern bereits über eine Fusion mit der Commerzbank gesprochen. Aufsichtsratschef Paul Achleitner habe die Gespräche in den vergangenen Monaten geführt. Formelle Gespräche zwischen den beiden Geldhäusern fänden gegenwärtig nicht statt, ein derartiger Schritt stehe zudem nicht unmittelbar bevor. Beide Banken lehnten Stellungnahmen dazu ab.

Gerüchte zu einem neuen Fusionsversuch beider Banken kursieren am Finanzplatz Frankfurt immer wieder, in den vergangenen Tagen sogar verstärkt. Auf Anfrage der SZ hatten mehrere große Investoren gesagt, sie seien nicht dazu kontaktiert worden. Es sei jedoch möglich, dass Achleitner so etwas prinzipiell ausloten wolle, für den Fall, dass die Sanierung der Deutschen Bank nicht greife, sagte ein Anteilseigner. Bei den beiden Banken wurde die Sache als bloßes Gerücht abgetan.

Gut möglich also, dass es sich dabei lediglich um Kurspflege handelt. Die Anteilsscheine der Deutschen Bank waren zuletzt unter zehn Euro und damit auf ein historisches Tief gefallen. Der Kursverfall ist zwar ärgerlich für die Aktionäre und wirkt dramatisch, allerdings ist er kein größeres Problem, solange sich die Deutsche Bank gut refinanzieren kann und zudem keine erneute Kapitalerhöhung braucht. Beides ist derzeit der Fall.

Es gibt viele Argumente, die für eine Fusion sprächen. Beide Banken hätten zusammen einen nennenswerten Marktanteil in Deutschland und könnten gemeinsam hohe Kosten sparen. Außerdem würde sich der Druck erhöhen, sollten sich andere Großbanken in Europa zusammentun, etwa Unicredit und Société Générale. Es gibt aber auch hohe Hürden. So stecken beide Geldhäuser in einer Restrukturierung. Auch die Finanzaufsicht sieht eine solche Fusion daher kritisch. "Wenn ich aus zwei großen Problemen ein ganz großes mache, wird dadurch die Situation nicht besser", hatte Raimund Röseler von der Bafin unlängst gesagt.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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