Süddeutsche Zeitung

Deutsche-Bank-Prozess:Breuer bricht sein Schweigen

  • Im Prozess wegen versuchten Prozessbetrugs gegen Führungskräfte der Deutschen Bank meldet sich Ex-Aufsichtsratschef Breuer zu Wort. Er weist die Vorwürfe der Anklage zurück.
  • Breuer äußerte sich 2002 über die finanzielle Situation des Medienmagnaten Leo Kirch. Daraufhin ging dessen Medienkonzern pleite.
  • Seither tobt ein Streit über die damaligen Geschehnisse und den Umgang der Bank mit dem Fall.

Breuer bricht sein Schweigen

Im Prozess gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und weitere Spitzenbanker hat der mitangeklagte Ex-Chef Rolf Breuer sich erstmals selbst gegen die Anklage verteidigt. Bei seiner umstritten Interviewäußerung über die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers und Bankkunden Leo Kirch habe er keine Hintergedanken gehabt, sagte Breuer vor dem Landgericht München. "Ich wollte weder Signale aussenden noch Schaden anrichten."

Breuer hatte seit Beginn des Strafprozesses im April geschwiegen und sich lediglich von seinem Rechtsanwalt verteidigen lassen. Wie die übrigen Banker sagte nun auch Breuer, dass er die Anklagevorwürfe "hier und heute noch einmal ausdrücklich zurückweise".

Auf die Frage nach der finanziellen Situation der Kirch-Gruppe, die damals bereits angeschlagen war, hatte Breuer in dem Interview 2002 geantwortet: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Breuer bedauerte die Äußerung bereits früher, erklärte jedoch wiederholt, er habe sich lediglich auf Bekanntes berufen.

Die Kirch-Mediengruppe war nach dem Interview Breuers im Jahr 2002 zusammengebrochen. Kirch, der 2011 starb, überzog die Bank daraufhin mit mehreren Prozessen.

Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs

Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstände von Deutschlands größter Bank sollen versucht haben, ein anderes Gericht zu täuschen, um eine milliardenschwere Schadenersatzklage von Kirch abzublocken. Die Banker sind deshalb wegen versuchten Prozessbetrugs angeklagt. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Um den Schadenersatzprozess zu beenden, hatte die Bank mit Kirchs Erben einen 925 Millionen Euro schweren Vergleich geschlossen. Doch der Strafprozess dauert an. Die Folgen von Breuers Fernsehinterview beschäftigen die Bank seit mehr als 13 Jahren.

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SZ/Reuters/jasch
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