Rechtsstreit:Deutsche Bank einigt sich mit Großteil der Postbank-Kläger

Lesezeit: 2 Min.

Die Logos von Deutscher Bank (links) und Postbank in Bonn: Die beiden Institute gehören schon lange zusammen. (Foto: Marc John/IMAGO)

Damit ist ein Streit beigelegt, der bis ins Jahr 2010 zurückreicht: Das Frankfurter Geldhaus zahlt nun einen deutlichen Aufschlag. Die Kläger erhalten je gekaufter Aktie 31 Euro extra.

Kurz vor einem drohenden Urteil im Streit um die Übernahme der Postbank hat sich die Deutsche Bank nach eigenen Angaben mit einem Großteil der Kläger geeinigt. Mit mehr als 80 von ihnen, darunter der größten Einzelklägerin, habe sich die Bank auf einen Vergleich geeinigt, teilte das größte deutsche Geldhaus mit. Diese Kläger erhalten nun einen Aufschlag von 31 Euro auf die ursprünglich gezahlten 25 Euro je Postbank-Aktie, insgesamt also 56 Euro.

Auf die Ex-Aktionäre der Postbank, die es nun nicht mehr auf ein Urteil ankommen lassen, entfielen laut Deutscher Bank fast 60 Prozent der Forderungen. Daher kann die Bank nun einen Teil der Rückstellungen von 1,3 Milliarden Euro auflösen, die sie gebildet hatte, nachdem das Oberlandesgericht Köln angedeutet hatte, den Klägern könnte tatsächlich mehr Geld zustehen als die 25 Euro. Die Deutsche Bank könne nun „die Kosten und Risiken des Rechtsstreits um die Postbank-Übernahme erheblich reduzieren“, sagte ein Sprecher. Im laufenden dritten Quartal werde das zu einem zusätzlichen Gewinn von 430 Millionen Euro führen, erklärte die Bank. Verhandlungen mit weiteren Klägern laufen noch. Das OLG hatte erst am Montag dieser Woche sein eigentlich für Mittwoch dieser Woche ins Auge gefasstes Urteil kurzfristig wegen „weiteren Beratungsbedarfs“ auf den 23. Oktober vertagt.

Die Auseinandersetzung geht zurück ins Jahr 2010 und erinnert in seiner epischen Länge an den Telekom-Prozess und die Schadenersatzklage des Medienunternehmers Leo Kirch gegen die Deutsche Bank. Hintergrund ist die Mehrheitsübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank im Jahr 2010. Es geht um die Frage, ob die 2010 beschlossene Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahmeangebot für die Postbank 2010 faktisch die Kontrolle über das Bonner Institut hatte – und den Anlegern mehr Geld hätte zahlen müssen.

Im April war Bewegung in die Angelegenheit gekommen, als das Oberlandesgericht Köln überraschend erstmals signalisiert hatte, dass den ehemaligen Postbank-Aktionären tatsächlich deutlich mehr zustehen könnte als die 2010 gezahlten 25 Euro je Aktie. Die Kläger hatten 57,25 Euro zuzüglich der seither aufgelaufenen Zinsen gefordert. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte den Fall bereits zweimal wieder an das OLG zurückverwiesen.

Die Kläger hatten 57,25 Euro zuzüglich der seither aufgelaufenen Zinsen gefordert. Das entspricht jenem Betrag, den die Deutsche Bank zwei Jahre vor der Komplettübernahme der Postbank für ein erstes Aktienpaket an die Deutsche Post gezahlt hatte. Sie war damals bewusst unter der Marke von 30 Prozent der Unternehmensanteile geblieben, oberhalb der ein Pflichtangebot an alle Aktionäre fällig wird.

© SZ/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Klage ehemaliger Aktionäre
:Warum die Gerichtsentscheidung zur Postbank-Übernahme vertagt wurde

Ehemalige Postbank-Eigentümer fordern von der Deutschen Bank rückwirkend mehr Geld für ihre Aktien. Deutschlands größtes Kreditinstitut hatte die Postbank vor Jahren übernommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Fall.

Von Markus Zydra

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: