Vielleicht ist auch einfach nur der Name schuld, dass ein Mammutprojekt der Deutschen Bank seit vielen Jahren unter einem schlechten Stern steht. "Magellan" nannten sie in den Frankfurter Doppeltürmen einst das Vorhaben, die IT-Systeme von Deutscher Bank und Postbank zu integrieren. Dass der berühmte portugiesische Weltumsegler sein eigenes Abenteuer nicht überlebte, sein Ziel also nicht erreichte, bedachte man bei der Namenswahl damals offenbar nicht. Der IT-Plan scheiterte ebenso wie vor Jahrhunderten der Namensgeber. 2014 versuchte die Bankführung vergeblich die Postbank zu verkaufen, nur um sie 2018 wieder mit dem Frankfurter Konzern zu verschmelzen.
Ende 2022 - also 14 Jahre, nachdem die Deutsche Bank die Postbank übernommen hat - sollte nun auch die Integration der beiden IT-Plattformen abgeschlossen sein. Das Projekt heißt heute nicht mehr "Magellan" sondern "Unity", die Ziele aber sind vergleichbar: Kosten sparen und das Bankgeschäft effizienter machen. Damit ist das Vorhaben auch immens wichtig für den Konzernumbau von Vorstandschef Christian Sewing, der Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen sein soll.
Nun aber verzögert sich die Sache erneut: Insider bestätigten einen Bericht der Financial Times, wonach es bei "Unity" Probleme gibt und sich der Abschluss wohl mindestens um einige Monate verzögert. Ein Sprecher sagte, die Integration erfolge "in mehreren Wellen". In einem ersten Schritt seien über Ostern 2022 rund vier Millionen Kunden mit ihren Sparkonten erfolgreich "migriert" worden. Dabei habe man allerdings ein Urteil des Bundesgerichtshofs zu Bankgebühren entsprechend in der IT berücksichtigen müssen. "Vor diesem Hintergrund sowie um eine gleichbleibend hohe Qualität der kommenden Migrationen sicherzustellen", habe man den "Zeitplan für die Datenmigration um drei Monate verlängert", sagte er.
Die Postbank wird nur noch eine Marke sein
Der Abschluss des Programms, einschließlich der Abschaltung der Postbank IT-Plattform, solle aber wie geplant im Laufe des Jahres 2023 erfolgen. Geplant war dies jedoch keineswegs: Noch im Januar hatte die Bank gesagt, "die IT-Migration auf eine einheitliche Plattform" solle "im Zielkorridor" Ende 2022 abgeschlossen sein. Mit dem Abschluss der Integration wäre die Postbank endgültig nur noch eine Marke und keine eigene Bank mehr.
Für die Kunden dürfte die Verzögerung kaum Auswirkungen haben. Gut möglich aber, dass Postbank-Kunden nun länger auf die Einbindung von Apple Pay warten müssen, was erst mit Abschluss von Unity vorgesehen war. Die Aktionäre des Geldhauses hingegen müssen sich mit Blick auf Einspareffekte der Integration gedulden. Ohnehin aber war die Aktie zuletzt massiv gefallen. Am Donnerstag notierte sie 0,7 Prozent schwächer bei 7,70 Euro.