Deutsche Bank:Panne mit Nachspiel

Reaction Following The Announcement Of Christian Sewing As New Chief Executive Officer Of Deutsche Bank AG

Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt: Sonderbare Vorgänge hinter glitzernden Fassaden.

(Foto: Alex Kraus/Bloomberg)

Die Deutsche Bank muss der Finanzaufsicht erklären, wie es zu der peinlichen falschen Überweisung von 28 Milliarden Euro kommen konnte.

Von Harald Freiberger, Meike Schreiber, Frankfurt

Die peinliche Überweisungs-Panne der Deutschen Bank alarmiert die Finanzaufseher: Die Europäische Zentralbank (EZB), die für die Kontrolle europäischer Großbanken zuständig ist, hat deswegen einen Fragenkatalog an das größte deutsche Geldhaus geschickt, wie Finanzkreise bestätigten. Zunächst hatte das Handelsblatt darüber berichtet. Die EZB will etwa geklärt wissen, warum die Sicherheitskontrollen nicht funktionierten und warum es kein Vier-Augen-Prinzip gab.

Am Freitag war bekannt geworden, dass die Deutsche Bank im März versehentlich 28 Milliarden Euro auf ein eigenes Konto bei der Derivatebörse Eurex überwiesen hatte. Eigentlich sollte die Transaktion einen viel niedrigeren Betrag ausmachen. Der Fehler sei innerhalb weniger Minuten festgestellt worden, ein finanzieller Schaden sei nicht entstanden, teilte die Bank mit. Dennoch wirft der Vorgang ein ungünstiges Licht auf die Bank, deren Technologiechefin Kim Hammonds erst vor wenigen Tagen gehen musste. Sie hatte den eigenen Arbeitgeber als "das unfähigste Unternehmen der Welt bezeichnet". In ihrer dreijährigen Amtszeit wollte sie den Dschungel aus 42 verschiedenen IT-Systemen lichten, kam dabei aber nicht voran.

Indes schwindet offenbar auch das Vertrauen der Eigentümer in die Bank zusehends. Am Wochenende wurde bekannt, dass der größte Anteilseigener, der chinesische HNA-Konzern, seine Beteiligung weiter zurückgefahren hat, von bisher 8,8 auf nur noch 7,9 Prozent. Es ist bereits der zweite solche Schritt: Im Februar hatte HNA den Anteil von ursprünglich 9,9 Prozent auf jene 8,8 Prozent verringert. Damals teilte der Konzern noch mit, eine weitere Reduzierung sei nicht geplant.

"Unser Engagement als einer der größten Investoren bleibt unverändert", sagte nun ein Sprecher. Allerdings hält HNA nur noch wenig mehr als Katar, der zweitgrößte Eigner der Deutschen Bank. Die Scheichs aus dem Wüstenstaat halten laut Schriftsätzen der Deutschen Bank von September 2017 über zwei Vehikel namens Paramount und Supreme 3,5 und rund vier Prozent, zusammen also 7,5 Prozent.

HNA geriet in den vergangenen Wochen in finanzielle Bedrängnis. Der Konzern muss über den Verkauf von Unternehmensteilen 16 Milliarden Dollar auftreiben, um seine Kapitalnot in den Griff zu bekommen. Auch das könnte ein Grund für den Verkauf der Deutsche-Bank-Anteile sein.

Nach der Verringerung der Beteiligung wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass die EZB ein Inhaberkontrollverfahren gegen den chinesischen Mischkonzern anstrengt. Dies hatten die Aufseher ursprünglich erwogen, da HNA in der Nähe der Zehn-Prozent-Schwelle war, ab der ein solches Verfahren vorgesehen ist. Dabei durchleuchten die Aufseher einen Investor genau, sie fragen zum Beispiel, woher er sein Geld hat und wem er eigentlich gehört. Zumindest dies dürfte HNA nun erspart bleiben.

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