Banken:Das Ende der Negativzinsen naht

Deutsche Bank

Die Deutsche Bank wird ihre Verwahrentgelte genannten Negativzinsen für Privatkunden reduzieren, sagte ein Sprecher der Bank.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Die angekündigte Zinswende der EZB lässt Geldhäuser umdenken: Die Deutsche Bank kündigt das Ende des sogenannten Verwahrentgelts an.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Bankkunden in Deutschland können auf ein Ende der Negativzinsen auf Giro- oder Tagesgeldkonten hoffen, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli die Zinsen anhebt. "Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität gemäß ihrer jüngsten Ankündigung im Juli um 0,25 Prozentpunkte anhebt, werden Deutsche Bank und Postbank diese Anpassung an ihre Privatkunden weitergeben und das Verwahrentgelt um 0,25 Prozentpunkte kurzfristig reduzieren", kündigte ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses am Montag an. Der EZB-Rat hatte am Donnerstag beschlossen, bei seiner nächsten Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen im Euro-Raum um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Im September sei dann "ein größerer Zinsschritt" möglich.

Derzeit müssen Banken zwar prinzipiell noch 0,5 Prozent Zinsen an die Zentralbank zahlen, wenn sie selbst Geld dort parken, die sie nicht im Kreditgeschäft einsetzen können oder wollen. Nach ihrer eigenen Darstellung waren die Banken daher gezwungen, diese Kosten an die Kunden weiterzugeben. Was dabei indes gerne unter den Tisch fiel: Die Zentralbank hatte den Banken und Sparkassen 2019 großzügige Freibeträge eingeräumt, sodass ein Teil ihrer Zentralbank-Einlagen gar nicht mehr mit negativen Zinsen belastet war. Trotzdem hatten immer mehr Banken ab einem gewissen Betrag Negativzinsen von 0,5 Prozent verlangt. Das eigentliche Motiv war wohl: Die Kunden dazu zu bringen, ihr Erspartes in Lebensversicherungen, Fonds oder Bausparverträge zu investieren, was den Geldhäusern stabile Provisionen einbringt.

Die Deutsche Bank erhebt seit Mitte Mai 2020 in ihrem Privatkundengeschäft sogenannte Verwahrentgelte. Derzeit müssen Kundinnen und Kunden dort ab 50 000 Euro auf Giro- und Anlagekonten sowie ab 25 000 Euro für Tagesgeld Negativzinsen zahlen. Ebenso ist es bei der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank. Das Internet-Portal Biallo zählt sogar 582 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen von Privatkunden kassieren

Der Grund fällt weg

Wenn nun aber die Negativzinsen für Zentralbankguthaben wegfallen, fällt auch der Grund weg, diese vermeintlich an die Kunden weiterzugeben. Die Direktbank ING Deutschland hatte sich bereits Anfang darauf festgelegt, zum 1. Juli die Negativzinsen für fast alle ihrer Privatkunden abzuschaffen. Andere Institut werden folgen. Die Commerzbank indes wollte sich noch nicht festlegen, wann sie ihre Verwahrentgelte für Kunden mit hohen Einlagen senkt. Die Bank warte die nächsten EZB-Entscheidungen ab, sagte ein Sprecher des Frankfurter Instituts am Montag auf Anfrage von dpa. Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte Mitte Mai gesagt: "Wenn die EZB reagiert, dann können und werden auch wir schnell reagieren."

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