Beim Rücktritt der Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen könnte auch die Finanzaufsicht Bafin eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Sie leitete dem Aufsichtsrat vor einigen Wochen ihren Abschlussbericht zu den Manipulationen des Zinssatzes Libor zu. Darin heißt es zwar, dass Jain und andere Manager nicht persönlich in die Manipulationen verwickelt waren. Allerdings werden ihnen "schwere Versäumnisse bei der Kontrolle der Geschäftsprozesse, in der Organisation und bei der Aufarbeitung der Affäre" vorgeworfen, berichtet Der Spiegel. Neben Jain werden auch Personalchef Stephan Leithner, Ex-Chef Josef Ackermann und Ex-Vorstand Hermann-Josef Lamberti genannt.
Bafin-Chef Felix Hufeld soll seine Kritik an der Bank auch in einem Gespräch mit Aufsichtsratschef Paul Achleitner zum Ausdruck gebracht haben. Es dürfte einer von mehreren Faktoren gewesen sein, die am vergangenen Wochenende zu dem Rücktritt der beiden Co-Chefs führten. Achleitner hatte dem Management vorher noch den Rücken für den Strategiewandel gestärkt, der den Verkauf der Postbank und die Beschneidung des Privatkundengeschäfts sowie Investmentbanking vorsah.
Deutsche Bank:Neuer Chef, alte Probleme
Der neue Chef der Deutschen Bank, John Cryan, muss erledigen, was seine Vorgänger versäumt haben. Dazu muss er nun vor allem an fünf Punkten nacharbeiten.
Auf der Hauptversammlung vor zwei Wochen hatte es dafür massive Kritik der Aktionäre gegeben. Hinzu kamen neue Vorwürfe über Geldwäsche in Milliarden-höhe in Russland und die Verwicklung in Betrügereien von Kunden bei Aktiengeschäften. Die Gemengelage brachte das Fass zum Überlaufen. Ein Sprecher der Deutschen Bank betonte jedoch, es sei kategorisch falsch zu behaupten, Jain und Fitschen hätten sich wegen des Drucks der Aufsichtsbehörden zum Rücktritt entschlossen. Am Freitag wurde zudem bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Vergleichs der Deutschen Bank mit den Erben und Gläubigern des Medienunternehmers Leo Kirch ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue eingeleitet hat. Die Bank hatte im Februar 2014 nach jahrelangen Prozessen 952 Millionen Euro Schadenersatz gezahlt. Ausgelöst wurde das Verfahren durch die Strafanzeige eines Aktionärs. Die Staatsanwaltschaft spricht von Routine-Ermittlungen.