Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:Hätte schlimmer kommen können

Die Deutsche Bank ist zufrie­den über 77 Millionen Quar­tals­verlust, die Aktie verliert.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Als die Deutsche Bank und andere Geldhäuser zu Beginn der Pandemie ins Blickfeld gerieten, waren die Zweifel groß: Wenn reihenweise Firmen pleite gehen und Kredite ausfallen, wenn die Konjunktur abstürzt, dann droht den Banken Schlimmes. Die Deutsche-Bank-Spitze beeilte sich mit einordnenden Aussagen in der Öffentlichkeit, sprach von "gut gerüstet" oder "vorerst keine größeren Auswirkungen". Die Deutsche Bank, das war die Botschaft, kommt mit der Krise klar - dem Umbau und den unsicheren Aussichten für das Geschäft zum Trotz.

Ein Vierteljahr später sieht es tatsächlich so aus, als wäre Deutschlands größte Bank vom Schlimmsten verschont geblieben. Am Mittwoch überraschte das Institut mit einem Vorsteuergewinn von 158 Millionen Euro im zweiten Quartal. Unter dem Strich stand ein Verlust von 77 Millionen Euro, was angesichts der Horrorszenarien in der Corona-Krise allerdings keine schlechte Nachricht ist. Man arbeite weiterhin auf das ursprüngliche Ziel hin, auch im Gesamtjahr 2020 vor Steuern schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Finanzvorstand James von Moltke nach der Vorlage der Zwischenbilanz. Gleichwohl sei man wegen der hohen Unsicherheit noch vorsichtig.

Diese Vorsicht zeigt sich an der enorm gestiegenen Risikovorsorge. Der Posten in den Büchern zeigt auf, inwieweit sich Banken auf ausfallende Kredite einstellen. 761 Millionen Euro hatte die Bank Stand Ende Juni dafür zurückgelegt. Damit sei aber bereits der Höhepunkt erreicht, sagte Konzernchef Christian Sewing. Die internationale Konkurrenz hat insoweit mehr mit der Krise zu kämpfen. So wies die spanische Großbank Santander am Mittwoch einen Quartalsverlust von 11,1 Milliarden Euro aus, auch bedingt durch milliardenschwere Risikovorsorge.

Die Deutsche Bank steckt mitten im größten Umbau ihrer jüngeren Geschichte, stellt einige Geschäftsbereiche ein und ordnet andere neu. Weltweit streicht das Institut Tausende Stellen, viele davon im Investmentbanking, das verkleinert wird. Am Handel mit Anleihen sowie mit Zins- und Währungsprodukten aber hält die Bank fest. Und gerade dort war zuletzt Einiges zu holen: Die Erträge, also die gesamten Einnahmen der Sparte, stiegen um fast die Hälfte auf 2,7 Milliarden Euro und stabilisierten das Gesamtergebnis.

Im weiteren Jahresverlauf werde sich die Lage an den Kapitalmärkten allerdings wieder eintrüben, stellte von Moltke in Aussicht. Für das Gesamtjahr geht die Bank jetzt von "unveränderten" Erträgen aus. Der Gewinn der Bank dürfte also weiter um die schwarze Null schwanken. Den Investoren reicht diese Art von Stabilität offenbar nicht: Deutsche-Bank-Aktien notierten am Mittwoch um bis zu 4,5 Prozent im Minus.

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Quelle:
SZ vom 30.07.2020
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