Als Tim Sievers seine Geschäftsidee vor anderthalb Jahren zum ersten Mal mit der Öffentlichkeit teilte, klang sie zwar einerseits ziemlich smart. Andererseits aber auch ein bisschen weltfremd. Er habe einen Plan, wie sich das Zinsproblem vieler Sparer lösen lasse, sagte der Gründer der Finanzfirma Deposit Solutions damals. Man müsse Banken dazu bringen, ihre Kunden an Konkurrenten zu vermitteln, die höhere Zinsen bieten. In der Theorie klang das plausibel. Aber in der Praxis? Welche Bank ist schon bereit, seine Kunden mit anderen Banken zu teilen?
Seit gestern gibt es auf diese Frage eine Antwort: die Deutsche Bank. Was das größte Geldhaus des Landes vorhat, kommt einer kleinen Revolution gleich: Die Deutsche Bank will ihre Privatkunden künftig anbieten, zumindest einen Teil der Ersparnisse bei anderen Finanzinstituten anzulegen. Das heißt natürlich nicht, dass der Kunde zur Konkurrenz wechseln soll. Im Gegenteil: Die Deutsche Bank geht davon aus, dass ihre Klientel zwar mit den niedrigen Zinsen unzufriedenen ist, nicht aber mit der gesamten Bank. Der Service soll die Kunden darum davon abhalten, der Deutschen Bank nur wegen der Zinsen den Rücken zu kehren. Sievers Rolle in dem ganzen Deal ist die des IT-Dienstleisters: Seine Firma Deposit Solutions stellt die technische Plattform bereit, mit deren Hilfe Einlagen quasi per Knopfdruck von Bank zu Bank transferiert werden.
In der Baufinanzierung ist dieses Modell schon ziemlich verbreitet. So wirbt die Commerzbank seit Jahren damit, ihre Kunden im Beratungsgespräch auch auf die Angebote anderer Institute hinzuweisen. Auch die Santander-Bank macht das so. Viele Volks- und Raiffeisenbanken zeigen Kunden zumindest die Angebote anderer Genossenschaftsinstitute. Die Banken greifen dabei auf Vergleichsplattformen zurück, die der Kunde aus dem Internet kennt. So kooperiert die Commerzbank mit Interhyp, während Santander und die Volksbanken mit der Berliner Firma Hypoport zusammenarbeiten.
Aus Sicht der Banken ist die Strategie nachvollziehbar. Denn für den Vermittlungsdienst erhalten sie von dem Institut, bei dem der Kunde landet, eine Provision. Im Einlagengeschäft könnte es noch eine andere Motivation geben: Manche Banken versinken geradezu in den Ersparnissen ihrer Kunden. Auch dieses Problem lässt sich mithilfe von Tim Sievers lindern.