Deutsche Bank:Die Wiederentdeckung des Privatkunden

Die Deutsche Bank interessiert sich offenbar wieder für die kleinen Sparer. War der deutsche Branchenprimus in den vergangenen Jahren eher an den großen Geschäften im Investmentbanking interessiert, sollen nun wieder verstärkt mobile Finanzberater um das Geld von Otto Normalverbraucher buhlen.

In aller Stille habe das Institut ein schlagkräftiges Team von Finanzberatern aufgebaut, die Kunden zuhause und außerhalb der normalen Geschäftszeiten betreuten, schreibt die Financial Times Deutschland in ihrer Dienstagsausgabe. In den vergangenen drei Jahren seien dafür 1.100 Mitarbeiter abgestellt worden, bis Mitte 2005 solle die Zahl dieser Berater noch auf 1.500 wachsen.

Margenarmes Massengeschäft

Das Massengeschäft mit Privaten hätten die deutschen Großbanken erst in den vergangenen zwei Jahren wieder entdeckt, schreibt die FTD weiter. Seitdem die Einnahmen aus dem einst so prestigeträchtigen Investmentbanking nur noch spärlich in die Kassen tröpfelten, sei das weniger margenträchtige Geschäft mit Privatleuten wieder deutlich interessanter geworden, heißt es in dem Finanzblatt. Der Markt sei hart umkämpft: Fast 50 Prozent hielten die Sparkassen.

Vorbild ist laut dem Bericht die Citibank, die sogar im katastrophalen Bankenjahr 2002 ihr Vorsteuerergebnis um 13 Prozent auf 667 Millionen Euro steigerte. Ackermann strebe dauerhaft einen Ergebnisbeitrag von einer Milliarde Euro an, schreibt die FTD.

Wie die Finanzvertriebe MLP oder AWD bietet die Citibank erfolgreich einen mobilen Vertrieb an, bei dem die Berater zur vom Kunden gewünschten Zeit - abends oder am Wochenende - kämen. Im Vergleich zu den geplanten Strukturen der Deutschen Bank, ist der Maßstab bei der Citibank allerdings deutlich kleiner: Derzeit sind dort 73 Mitarbeiter für eine eigenständige Gesellschaft tätig, bis Jahresende sollen es 120 sein.

Kunde merkt nichts

Bei der Deutschen Bank bemerke der Kunde von dem Unterschied zwischen fest angestelltem Filialmitarbeiter und mobilem Berater nichts, schreibt die FTD. Die mobilen Berater könnten bei Bedarf Büros in den Räumen der Deutsche-Bank-Filialen nutzen. Die Kunden des mobilen Vertriebs seien Kunden der Deutschen Bank. Die mobilen Berater würden genauso intensiv geschult wie ihre Kollegen in der Filiale.

Allerdings seien die mobilben Berater als selbstständige Vertreter beschäftigt und würden deshalb ausschließlich auf Provisionsbasis bezahlt. Damit sei die Bank weder bei den Arbeitszeiten noch bei der Bezahlung an den Tarifvertrag gebunden.

(sueddeutsche.de)

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