Die Deutsche Bank hat lange nicht begriffen, wofür das D in ihrem Namen stand. D wie Deutschland: Das beinhaltet auch eine Verpflichtung dem Heimatland gegenüber. D wie Deutschland: Das kann man nicht einfach abstreifen. Vielen Investmentbankern, zumal jenen in London, war das herzlich egal. Sie scherten sich um die deutschen Befindlichkeiten wenig und verwandelten das Kreditinstitut in einen "gigantischen Hedgefonds", wie das britische Magazin Economist einmal schrieb: in eine Zockerbude.
Auch nach der großen Finanzkrise, die vor zehn Jahren begann, war das Unrechtsbewusstsein nicht sehr ausgeprägt. Doch nun entschuldigt sich John Cryan, der Chef der Bank, öffentlich für die Fehler des Unternehmens - erst auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, dann in ganzseitigen Anzeigen, die am Wochenende in vielen überregionalen Zeitungen erschienen. Im Namen des Vorstands wolle er "unser tiefes Bedauern" zum Ausdruck bringen. "Das Verhalten der Bank", gestand Cryan, "entsprach nicht unseren Standards und war inakzeptabel."
Man kann nun einwenden: Auch dies sind nur Worte - man sollte sie also nicht überbewerten. Und doch ist es eine deutlich andere Tonlage, die Cryan anschlägt. Eine Tonlage, wie man sie von den früheren Chefs nicht kannte. Sein Vorvorgänger Josef Ackermann glaubt bis heute, dass er vor, während und nach der Finanzkrise fast alles richtig gemacht hat. Der Schweizer wusste zwar sehr genau um die Verantwortung, die die Bank in Deutschland hat; aber Ackermann wusste dies meist nicht in die rechten Worte zu fassen.
Cryan entschuldigt sich - das zeugt von Veränderungswillen
Auch seine beiden Nachfolger, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, schwafelten viel vom angeblichen Kulturwandel, den sie der Bank diktiert hätten - doch gab es in ihrer Amtszeit weitere schwere Verfehlungen, etwa den Geldwäscheskandal in Russland. Zudem stand Jain, der Investmentbanker, für jenes abgehobene Denken, das zu den Skandalen vor und während der Finanzkrise geführt hatte.
Cryan tickt anders. Der unscheinbare Brite benennt die Fehler klar und deutlich, für manche zu klar - er rede, beklagen ehemalige Manager des Kreditinstituts, die Bank schlecht, treibe den Aktienkurs nach unten und gefährde so den Fortbestand der Bank. Andererseits: Nur wer Fehler benennt, kann anschließend auch überzeugend begründen, dass sich nicht bloß etwas, sondern ganz viel verändern muss.
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Man sollte also die Entschuldigung der Deutschen Bank zunächst einmal begrüßen: Sie ist richtig, sie ist wichtig und zeugt von Veränderungswillen (auch wenn sie natürlich viel zu spät kommt). Alle großen Gerichtsverfahren hat die Bank nun abgearbeitet, der Vorstand verzichtet auf seine Boni und hat dies auch allen anderen Top-Managern verordnet. Gut so! Wie viel die Entschuldigung tatsächlich wert ist, werden aber erst die nächsten Monate und Jahre zeigen: Den Worten müssen Taten folgen. Das D im Namen der Bank steht eben nicht bloß für Deutschland, sondern es muss auch für mehr Demut stehen.