Deutsche Bank:Der Umbau verläuft nach Plan

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält seine Ziele für 2022 weitgehend aufrecht.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Deutsche Bank AG Chief Executive Officer Christian Sewing Sees Trading Gains, Warns of Headwinds

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt: Bis 2022 sollen 18 000 Vollzeitstellen abgebaut werden.

(Foto: Alex Kraus/Bloomberg)

Bei der Deutschen Bank ist es in diesen Tagen schon eine gute Nachricht, wenn der Aktienkurs auf Neuigkeiten nur mit einem kleinen Minus reagiert. Am Dienstag gab der Kurs um rund ein Prozent nach, als das Geldhaus seine Aktionäre erstmals im Detail darüber informierte, wie der im Juli beschlossene Umbau verläuft. Entsprechend groß war die Erleichterung in der Bank, wo manch einer größere Kursverluste befürchtet hatte. "Wir sind sehr gut in diese umfassendste Transformation unserer Bank seit zwei Jahrzehnten gestartet", schrieb Konzernchef Christian Sewing an die Mitarbeiter. Tatsächlich gelang es dem Institut, die Kosten wie geplant weiter zu senken, woran Sewings Vorgänger mehrfach gescheitert waren.

Zugleich stellte der Vorstandschef aber sein zentrales Rendite-Ziel in Frage, wonach die Bank bis 2022 rund acht Prozent Eigenkapitalrendite erreichen will. Angesichts der niedrigen Leitzinsen bezeichnete er das Vorhaben nun als "ehrgeizig".

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Christian Sewing, 49, Deutsche-Bank-Chef, hat dem Institut im Juli einen radikalen Umbau verordnet – ein riskantes Unterfangen, das bislang jedoch halbwegs zu greifen scheint.

(Foto: RALPH ORLOWSKI/REUTERS)

Wiederholt sich also die Geschichte, wonach die Deutsche Bank stets wohlklingende Prognosen abgibt, um diese dann später Schritt für Schritt wieder einzukassieren? Die Aktionäre scheinen immerhin noch nicht alle Hoffnung verloren zu haben. Vielleicht liegt es daran, dass der laufende Umbau deutlich radikaler ist als die vielen Umbauversuche zuvor, mit denen das Geldhaus aus seiner Misere herauskommen wollte. Bis 2022 sollen 18 000 Vollzeitstellen abgebaut, das Investmentbanking zerschlagen, der Aktienhandel weitgehend eingestellt und Bilanzaktiva im Wert von 74 Milliarden Euro verkauft werden; zugleich sortierte das Institut Geschäftsbereiche und Zuständigkeiten im Vorstand neu. Kernstück ist nun eine Unternehmerbank, die Dienstleistungen für große Firmenkunden anbietet. Bis zu 7,9 Milliarden Euro soll der Umbau bis 2022 kosten, für das laufende und das kommende Jahr wird die Dividende gestrichen. Die große Sorge ist, ob es der Deutschen Bank gelingt, den Ertragsschwund zu stoppen. Sie muss etwa zeigen, dass Unternehmen sie nach wie vor für Börsengänge mandatieren, auch ohne Aktienhandel.

In diesem Punkt scheint Sewing bislang Entwarnung geben zu können. Zwar kämpft die Bank im Investmentbanking weiterhin hart um Marktanteile, vor allem gegen die übermächtigen US-Häuser. Sewing traut der Sparte aber zu, bis 2022 jährlich um zwei Prozent zu wachsen. Zuletzt hatte er gesagt, das Geschäft werde stagnieren. Auch Privatkunden werden den Umbau spüren. So rechnet Manfred Knof, der neue Chef der Sparte, mit höhere Gebühren. Negative Zinsen plant die Bank derweil allerdings noch nicht oder allenfalls für reiche Kunden. Man werde dies im Massengeschäft eher nicht einzuführen. Ohnehin sei die Bank erst 2022 technisch in der Lage dazu, in der Breite negative Zinsen zu berechnen.

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