Geldwäscheskandal:Europäisches Parlament erhöht Druck auf Deutsche Bank

Geldwäscheskandal: Informationsbedarf: Die Deutsche Bank ist indirekt in den "Danske-Fall" verwickelt, den bislang größten Geldwäsche-Skandal der Geschichte.

Informationsbedarf: Die Deutsche Bank ist indirekt in den "Danske-Fall" verwickelt, den bislang größten Geldwäsche-Skandal der Geschichte.

(Foto: Michael Probst/AP)
  • Das Europäische Parlament hat im "Danske-Fall" den Geldwäsche-Beauftragten der Deutschen Bank einbestellt. Eigentlich sollte sogar Chef Sewing kommen.
  • Die US-Tochter der Deutschen Bank hat viele Jahre Transaktionen weitergeleitet, womöglich ohne diese ausreichend zu prüfen.
  • Es gebe keine Hinweise auf ein Fehlverhalten der Deutschen Bank, sagt Sewing. Außerdem kooperiere die Bank mit den Behörden.

Von Meike Schreiber und Markus Zydra, Frankfurt

Das Europäische Parlament möchte im Zusammenhang mit dem Geldwäscheskandal der Danske Bank die Rolle der Deutschen Bank beleuchten. Der Parlamentsausschuss für Finanzkriminalität, Steuerhinterziehung und Steuervermeidung hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung für den 4. Februar in Brüssel die Anhörung des Geldwäschebeauftragten der Deutschen Bank, Stephan Wilken, anberaumt. Eigentlich wollten die EU-Parlamentarier Vorstandschef Christian Sewing befragen. Doch dieser sagte wegen eines anderen Termins ab und schickte Wilken, der die Funktion des Geldwäschebeauftragten erst im Oktober übernommen hat. Der 50-jährige Risikomanager arbeitet seit 25 Jahren bei dem Kreditinstitut.

Damit wächst nun auch der politische Druck auf die Deutsche Bank, nachdem sich in den vergangenen Monaten bereits Staatsanwälte und Aufsichtsbehörden in andere umstrittene Geschäfte des größten deutschen Kreditinstituts verbissen haben. Im November hatten 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei die Zentrale in Frankfurt durchsucht. Die Bank habe es bei Kundengeschäften in Offshore-Zentren unterlassen, Geldwäscheanzeigen zu erstatten. Auslöser dieser Ermittlungen waren die Panama Papers, die mit dem Danske-Fall allerdings nichts zu tun haben.

Bei Danske geht es um den größten Geldwäsche-Fall der Geschichte: Die dänische Bank soll von 2007 bis 2015 bis zu 200 Milliarden Euro aus dubiosen russischen Quellen gewaschen und in die USA überwiesen haben; den Großteil ausgerechnet mithilfe der US-Niederlassung der Deutschen Bank. Das deutsche Institut agierte als sogenannte Korrespondenzbank. Das sind Partnerbanken, über welche die Geldhäuser die Finanzierung des Außenhandels der heimischen Wirtschaft abwickeln. Banken nutzen sich gegenseitig als Korrespondenzbanken, um Geschäfte in Ländern zu tätigen, in denen sie keinen Sitz haben.

Die US-Niederlassung der Deutschen Bank leitete das Geld weiter, ohne die Transaktionen selbst zu prüfen. Die Frankfurter beendeten ihre Geschäftsbeziehung zur Danske Bank erst im Jahr 2015, als ihnen die Sache verdächtig vorkam. Womöglich hätte die Deutsche Bank viel früher handeln müssen. Nach SZ-Informationen gab es vorher intern mehrere Warnungen.

Inzwischen prüfe daher auch die US-Notenbank Federal Reserve, wie das Geldhaus mit den verdächtigen Transaktionen umgegangen ist, meldete am Mittwoch die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Untersuchung der Fed befinde sich in einem frühen Stadium. Die Fed prüfe, ob die US-Tochter der Deutschen Bank das Geld angemessen kontrolliert habe, die sie im Auftrag einer estnischen Filiale der Danske Bank an US-Kunden weitergeleitet hat. Auch das US-Justizministerium DOJ und die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatten zu dem Vorfall bereits Informationen von der Bank angefordert.

Die Deutsche Bank betont, im Fall Danske Bank nicht selbst im Visier der Aufseher zu sein. "Es gibt keine Untersuchungen, sondern mehrere Informationsanfragen von Regulierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt", sagte ein Sprecher. Es sei wenig überraschend, dass die Ermittlungsbehörden und Banken selbst ein Interesse hätten am Fall Danske und den Lehren, die daraus zu ziehen sind. Die Deutsche Bank kooperiere mit den Behörden und informiert diese weiter. "Bisher haben wir keine Hinweise auf ein Fehlverhalten unsererseits", hatte Deutsche-Bank-Chef Sewing Mitte Januar beim Neujahrsempfang des Kreditinstituts in Berlin betont. Er kündigte aber eine weitere interne Untersuchung an.

Das Geldhaus sieht bei sich selbst bislang keine Hinweise auf Fehlverhalten

Vor zwei Jahren musste das Geldhaus rund 600 Millionen Euro an die US-Aufseher zahlen wegen möglicher Geldwäsche mit Aktien in ihrer Moskauer Niederlassung. Nach wie vor ist völlig offen, ob die Deutsche Bank auch im Danske-Fall mit einer Strafe rechnen muss. Die Aktionäre des Geldhauses sind sehr nervös, weil sich das kriselnde Institut eine weitere hohe Strafe finanziell kaum leisten kann.

Die Deutsche Bank steht auf dem Standpunkt, sie hätte als Korrespondenzbank die Kunden der Danske nicht gekannt und diese auch nicht überprüfen müssen. Doch damit ist das Institut womöglich nicht aus dem Schneider. Geldwäscheexperten sagen, dass Korrespondenzbanken in gewissem Umfang auch die Kunden ihrer Kundschaft kennen sollten. Auf jeden Fall musste die Deutsche Bank aber die Partnerbank genau prüfen. Es gab schon lange vor 2015 Hinweise darauf, dass über die estnische Tochter des dänischen Kreditinstituts Geld gewaschen wird.

Aufgedeckt hat den Danske-Fall im vergangenen Jahr der Whistleblower Howard W. Der Banker war von 2007 bis 2014 für die estnische Filiale der Danske Bank verantwortlich und schöpfte irgendwann Verdacht. Der Brite hat dem EU-Parlament im Herbst die Abläufe erklärt. Demnach überwiesen die mutmaßlichen Geldwäscher das Geld zunächst an eine russische Bank, die es dann an die Danske in Estland weiterreichte, die es ihrerseits über US-Banken an bislang unbekannte Empfänger transferierte. Sobald das Geld die Schranken der US-Banken passiert habe, sei es gewaschen im Finanzsystem angekommen, wo sich die Spur verläuft. Danske scheint einen Großteil der Überweisungen ausgerechnet über die US-Tochter der Deutschen Bank abgewickelt zu haben.

Was auffällt: Der Whistleblower zeigte den EU-Parlamentariern auch eine Grafik, auf der die Geldpfade aufgezeichnet waren. Auffallend ist dabei eine direkte Linie zwischen Bankkunden in Russland und der US-Tochter der Deutschen Bank. Daraus könnte man ableiten, dass die Deutsche Bank nicht nur als Korrespondenzbank fungierte, sondern Geld von Kunden aus Russland auch direkt gebucht hat. Howard W. hat auf eine Anfrage an seinen Anwalt dazu nicht reagiert. Die Deutsche Bank wollte sich nicht äußern.

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