Finanzindustrie:Trotz Trump: Deutsche Bank hält an Programm für Vielfalt fest

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Christian Sewing, Vorstandschef der Deutschen Bank, musste am Donnerstag durchwachsene Bilanzzahlen verkünden. (Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Unter dem Druck der neuen amerikanischen Regierung haben reihenweise US-Konzerne ihre Diversity-Programme aufgegeben. Die Deutsche Bank hält daran fest – aber auch sie muss die rechtliche Situation dazu wohl genau beobachten.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Während zahlreiche US-Konzerne bereits in den ersten Tagen der Trump-Regierung ihre Programme zur Förderung von Vielfalt am Arbeitsplatz abgeschafft und sich aus wichtigen Umweltallianzen zurückgezogen haben, hält die Deutsche Bank vorerst an diesen Themen fest. Vorstandschef Christian Sewing bezeichnete das Diversity- und Integrationsprogramm als einen „festen Bestandteil der Strategie der Deutschen Bank“ – ebenso wie die Mitgliedschaft in Klimaallianzen. „Wir sehen Vielfalt als Stärke und als Beitrag zu unserer Wertschöpfung – bis hinauf in den Vorstand“, sagte Sewing am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns in Frankfurt. Er selbst verstehe sich als „starker Befürworter“ dieser Programme. Auch die Mitgliedschaft in Klimaallianzen sei gesichert.

In den USA hat sich das Akronym DEI – Diversity, Equity and Inclusion – längst zu einem zentralen Kampfbegriff der Trump-Regierung entwickelt. Wann immer etwas aus Sicht des neuen US-Präsidenten schiefläuft, wie etwa die verheerenden Brände in Kalifornien, macht er „Diversity“ dafür verantwortlich. Gleichzeitig befördert er selbst Familienmitglieder und eher wenig qualifizierte, aber loyale Gefolgsleute. Am Mittwoch kritisierte er etwa die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dafür, dass sie die Zinsen nicht senkt. Die Fed habe über „DEI, Gender-Ideologie, ‚grüner‘ Energie und dem gefälschten Klimawandel“ vergessen, die Inflation zu bekämpfen, behauptete Trump.

In diesem politischen Klima haben mehrere US-Konzerne wie Meta, Amazon und Ford offenbar aus vorauseilendem Gehorsam ihre DEI-Programme abgeschafft. Gleichzeitig traten große Banken wie JPMorgan, Morgan Stanley und der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock aus internationalen Klimaallianzen aus – auch, weil sie von Ölförderstaaten wie Texas unter Druck gesetzt wurden. Daher müsse auch die Deutsche Bank die rechtliche Lage dazu genau beobachten, räumte Sewing ein. Will heißen: Sollte die US-Regierung die Mitgliedschaft in solchen Allianzen oder Programme verbieten, müsste sich die Deutsche Bank mit ihrem bedeutenden US-Geschäft wohl anpassen.

Aktienkurs fällt nach mauen Jahreszahlen

Mit Blick auf die Bundestagswahl äußerte sich Sewing zudem zur politischen Lage in Deutschland. Er wünsche sich eine reformwillige Regierung aus Parteien der Mitte und kritisierte die AfD erneut scharf. Deren Programm sei „gefährlich für unser Wachstum und unseren Wettbewerb“. Wer glaube, dass ein schwächeres Europa Deutschland stärke, solle sich anschauen, welche Folgen ein solcher Kurs in anderen Ländern gehabt habe.

Die Deutsche Bank hatte derweil 2024 mit hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen und erwirtschaftete daher einen geringeren Gewinn als erwartet. Für juristische Auseinandersetzungen – darunter der Streit um die Postbank-Übernahme – musste der Konzern rund 1,7 Milliarden Euro aufwenden. Der Nettogewinn sank im Vergleich zu 2023 um 36 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Daraufhin gab der Aktienkurs der Bank deutlich nach, nachdem er den vergangenen Monaten stark gestiegen war. Anleger reagierten enttäuscht auf die im Vergleich zu Konkurrenten nach wie vor hohen Kosten: die entsprechende Ineffizienz und niedrige Eigenkapitalrendite (2024: 4,7 Prozent) ist aus Sicht vieler Aktionäre des Geldhauses seit langem ein Problem, insbesondere angesichts der Risiken im Investmentbanking. Zudem sorgen immer wieder Sonderbelastungen für Rückschläge: 2023 war es das IT-Debakel bei der Postbank, 2024 der milliardenschwere Vergleich mit Postbank-Aktionären.

Sewing kündigte daher weitere Sparmaßnahmen an und will „den ein oder anderen Bereich aufgeben“. Auch Künstliche Intelligenz und Big Data sollen Einsparpotenziale erschließen. „Es gibt keine Denkverbote“, sagte Sewing, nannte jedoch keine Details. Anfang 2024 hatte die Bank bereits den Abbau von 3 500 Stellen angekündigt. Diese Maßnahme sei umgesetzt, doch da die Bank zugleich auch einstellte, beschäftigt sie weiterhin rund 90 000 Mitarbeiter in Vollzeit.

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