Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:Bankjobs in Gefahr

Lesezeit: 1 min

Das Geldhaus könnte allein in Deutschland etwa 9000 Stellen abbauen - das wäre mehr als ein Fünftel der Beschäftigten hierzulande.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Weil er auf Anraten seines Vaters erst einmal "etwas Ordentliches" lernen sollte, so lautet eine oft verbreitete Geschichte über Christian Sewing, machte er eine Lehre bei der Deutschen Bank. Heute ist er dort Konzernchef, und als solcher muss er bald vielen Angestellten des größten deutschen Finanzinstituts erklären, warum sie heutzutage nichts "Ordentliches" mehr machen, sondern in Jobs mit ungewisser Zukunft arbeiten. Bankmitarbeiter in der Filiale werden seltener gebraucht, und mit ihnen große Teile des Verwaltungsapparats einer Großbank. Der geplante Stellenabbau wird deshalb auch viele Kollegen in der Fläche treffen.

Wie viele genau, ist noch nicht sicher. Nach der Sommerpause haben in der Bank die Verhandlungen begonnen, in welchen Bereichen wie viele der geplanten 18 000 Stellen abgebaut werden sollen. Wesentlicher Bestandteil des als Großumbau angekündigten Plans der Deutschen Bank ist ein Wegfall von gut einem Fünftel aller etwa 91 700 Stellen weltweit. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Dienstag unter Berufung auf Insider, etwa 9000 Stellen könnten allein in Deutschland wegfallen. Das wäre mehr als ein Fünftel der etwa 41 700 Beschäftigten hierzulande. Auch der Standort London sei besonders von Stellenstreichungen betroffen.

Ob der Abbau in Deutschland ohne betriebsbedingte Kündigungen möglich sein wird, ist für den Moment offenbar noch unklar. Ein Sprecher der Bank wollte die Zahl weder bestätigen noch dementieren und betonte, man werde weiterhin keine Aufteilung nach Regionen oder Konzernbereichen kommunizieren. "Sobald Entscheidungen über den konkreten Stellenabbau gefallen sind, werden sie zuallererst mit den Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen Bereichen besprochen", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme des Instituts. Man wolle "bei der Umsetzung dieser Veränderungen so verantwortungsbewusst und sensibel wie möglich zu sein".

Mit dem Umbau hat Sewing der Bank ein ambitioniertes Sparprogramm verordnet. Bis 2022 sollen die bereinigten Kosten um mehr als ein Viertel auf 17 Milliarden Euro sinken. Unter anderem für Wertminderungen und Abfindungen will die Bank zunächst 7,4 Milliarden Euro ausgeben. Anfang Juli hatte Sewing gesagt, es werde "auch in Deutschland eine substanzielle Zahl an Stellen wegfallen". Jetzt deutet sich an, was er meinte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4631819
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.