Deutsche Bank:"Es muss jetzt auch reichen"

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Paul Achleitner schließt eine weitere Amtszeit an der Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank aus. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Eigentlich wollte Paul Achleitner am Mittwoch in Frankfurt nur ganz allgemein zum Thema Aufsichtsrat sprechen. "Irgendwelche Parallelen zu realen Unternehmen oder Prozessen" seien jedenfalls rein "zufälliger Natur", sagte der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, um auf dem Fachkongress dann allerdings doch Einblicke in die Suche nach einem Nachfolger für sich selbst zu geben. Schließlich will der 64-jährige Österreicher sein Amt im Mai 2022 nach zehn Jahren nun wirklich übergeben. Es soll anders ablaufen als 2017, als sich nach der ersten Amtszeit angeblich niemand fand, der würdig und willens gewesen wäre, seine Nachfolge anzutreten - obwohl so mancher Aktionär angesichts immer neuer Skandale und des verfallenen Aktienkurses auf einen Wechsel an der Spitze gehofft, einige sogar gedrängt hatten.

Ein solches Szenario werde sich nicht wiederholen, versprach Achleitner. Es sei eine einschneidende Entscheidung gewesen, aber er habe beschlossen, nach zehn Jahren aufzuhören. "Es muss jetzt auch reichen". Dass sich der Aktienkurs der Bank seit seinem Amtsantritt 2012 mehr als halbiert hat, das Geldhaus immer noch mehr Schein als Sein ist, ließ er freilich unerwähnt. Das Unternehmen sei jetzt in einem Zustand, "wo man es verantworten" könne, die Führung zu übergeben. Das allerdings organisiere nicht er, sondern Mayree Clark, die Vorsitzende des Nominierungsausschusses. Clark fahnde zudem explizit auch außerhalb des Kontrollgremiums nach Kandidaten, das gelte nicht nur für die anstehende Nachfolge des Risikovorstandes, sondern auch für seine eigene. "Da müssen sich die internen Talente mit der Tatsache auseinandersetzen, dass es auch andere Kandidaten gibt, und natürlich machen wir mit denen auch ein Assessment Center, das ist nichts Ehrenrühriges", sagte er.

Seit Wochen kursieren Namen

Tatsächlich drängt die Zeit. Die Börsen-Zeitung hatte am Wochenende bereits moniert, Achleitner kriege "es nicht gebacken", die Nachfolgesuche gestalte sich "zäh". Auch die Europäische Zentralbank als oberste Bankenaufsicht des Kontinents drängelt dem Vernehmen nach seit Monaten, dass die Deutsche Bank endlich einen Nachfolger für den Chefkontrolleur findet. In der Frankfurter Finanzszene kursieren jedenfalls seit Wochen die Namen der Kandidaten, allesamt bereits Mitglieder des Aufsichtsrats, allesamt aber offenbar zögerlich, den Job zu übernehmen. Allen voran Theodor Weimer, 61, aktuell Vorstandschef der Deutschen Börse und seit gut einem Jahr im Kontrollgremium, galt als gesetzt, scheint nun aber doch zu zögern.

Zu einer guten Nachfolgesuche gehöre aber auch, so Achleitner, "dass man dann den Prozess nicht beendet, wenn man das Gefühl hat, den ersten geeigneten Kandidaten gefunden zu haben - und die oder der schon signalisiert hat, diese Aufgabe auch übernehmen zu wollen". Vielleicht ist die Sache bereits weiter gediehen als bekannt.

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