Medienbericht:Harte Einschnitte bei der Deutschen Bank

Deutsche Bank und Commerzbank

Bei der Deutschen Bank könnte ein massiver Stellenabbau anstehen.

(Foto: dpa)
  • Laut einem Bericht des Wall Street Journals erwägt die Deutsche Bank, 15 000 bis 20 000 Stellen zu streichen.
  • Zuletzt kursierten immer wieder Gerüchte über Stellenstreichungen verschiedenen Umfangs.
  • Vorstandschef Christian Sewing hatte bei der Hauptversammlung "harte Einschnitte" angekündigt.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Es geschah zuletzt bei der Hauptversammlung Ende Mai, da kündigte Deutsche Bank-Vorstandschef Christian Sewing "harte Einschnitte" an. Die Bank werde sich auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten - und zwar "diszipliniert und kompromisslos". In der Sache war das nicht neu, denn Sewing hat seit seinem Amtsantritt als Boss der Bank im Jahr 2018 immer wieder seinen Willen kundgetan, das Kreditinstitut radikal zu verändern, auch durch einen Stellenabbau. Es kursierten in den letzten Monaten häufig Zahlen zum Umfang der möglichen Jobverluste: Mal waren es 7000, mal 10 000, und jetzt sollen es 15 000 bis 20 000 sein, berichtete das Wall Street Journal am Freitag unter Berufung auf einen hochrangigen Insider. Das Institut wollte sich nicht zu dem Bericht äußern, man sei mittendrin in den Überlegungen.

Sollten die Pläne so umgesetzt werden, träfe es mehr als ein Fünftel der Belegschaft. Ende des ersten Quartals hatte die Deutsche Bank rund 91 500 Mitarbeiter. Das Institut hat 2018 bereits rund 6000 Stellen abgebaut. Die geplante Fusion mit der Commerzbank scheiterte auch deshalb, weil Arbeitnehmervertreter gegen die dann wahrscheinlichen weiteren Stellenstreichungen wetterten.

Was genau Sewing plant, das möchte er dem Vernehmen nach spätestens am 24. Juli erläutern. Dann präsentiert die Bank das Ergebnis für das zweite Quartal. Gut möglich, dass es auch im Vorstand der Deutschen Bank zu Veränderungen kommen wird. Viele Anleger verlieren die Geduld. Der Aktienkurs war vor Kurzem unter sechs Euro gefallen - so tief wie noch niemals zuvor. Auch deshalb hatte Sewing auf der Hauptversammlung erklärt, er sei zu harten Einschnitten vor allem im seit Jahren darbenden Investmentbanking bereit. Diese Sparte hat auch die meisten der teuren Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank zu verantworten.

Großaktionäre hatten zuletzt vor allem im US-Geschäft Einschnitte gefordert, wo die Bank längst nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Es gebe dort immer noch zu viele hoch bezahlte Mitarbeiter, die vom Status Quo profitierten, sagt ein Insider. Die US-Sparte der Deutschen Bank hatte in den vergangenen Jahren Probleme mit der Bankenaufsicht der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). In den Stresstests fiel man zuletzt durch. Umso größer war die Erleichterung bei der Deutschen Bank, nachdem sie am Donnerstagabend von der Federal Reserve beim Stresstest grünes Licht erhalten hat: Test bestanden.

Mit dem bestandenen Stresstest entfallen empfindliche Restriktionen

Bei einem Stresstest simulieren die Aufseher einen Wirtschaftseinbruch und andere Krisen, um zu sehen, ob die Bank für einen solchen Ernstfall genug Kapitalpolster hat. Die Fed sagte, die Deutsche Bank habe große Fortschritte gemacht. Die Börsen reagierten positiv, der Aktienkurs legte einige Prozent zu. Sewing zeigte sich sehr zufrieden und setzte sogleich einen Brief an die Mitarbeiter auf: "Das sind hervorragende Nachrichten", lobte er. "Diese Überprüfung erfolgreich zu absolvieren, war eines der wichtigen Ziele, die wir uns vor einem Jahr gesetzt hatten." Dieser Erfolg sei ein großer Fortschritt für das Geschäft in den USA und weltweit. "Eine starke Präsenz in den Vereinigten Staaten ist für unsere Kunden ganz entscheidend." Die US-Tochter der Deutschen Bank verfügte Ende März über eine Bilanzsumme von 133 Milliarden Dollar. Das entspricht rund acht Prozent der Bilanzsumme des Gesamtkonzerns.

Mit dem bestandenen Stresstest entfallen nun auch empfindliche Restriktionen. Die US-Tochter darf nun wieder aus den Vereinigten Staaten Geld zur Deutsche Bank-Mutter in Frankfurt überweisen, ohne die Fed vorher fragen zu müssen.

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