Deutsche Bank:Zukunft war gestern

Deutsche Bank: Paul Achleitner, langjähriger Ex-Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, in dessen Amtszeit sich der Aktienkurs des Geldhauses mehr als halbierte. Nun ist er wieder da.

Paul Achleitner, langjähriger Ex-Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, in dessen Amtszeit sich der Aktienkurs des Geldhauses mehr als halbierte. Nun ist er wieder da.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Die Deutsche Bank sucht nach den heißesten gesellschaftlichen Trends. Und engagiert dafür gleich ein halbes Dutzend Manager und Politiker im Rentenalter.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Mehr als 150 Jahre ist die Deutsche Bank nun alt, aber natürlich will das größte deutsche Geldhaus auch weiterhin am Puls der Zeit sein - den globalen Trends nachspüren und "technologisch, makroökonomisch oder geopolitisch" wissen was läuft. Dafür hält die Deutsche Bank als globaler Konzern auch allerhand Kapazitäten vor: Immerhin mehr als 80 000 Mitarbeiter vertreten das Institut in über fünfzig Ländern; man verfügt über eine anerkannte Research-Abteilung und "Innovation-Labs", Labore, in denen das Bankwesen der Zukunft entwickelt wird. Hinzu kommen viele hochbezahlte Manager (520 Einkommensmillionäre, um genau zu sein) und schlussendlich ein mit internationalen Kapazitäten besetzter Aufsichtsrat.

Offenbar aber reicht all das nicht aus. Ein "globaler Beirat" soll das Geldhaus nun dabei beraten, den großen Trends nachzuspüren, wie die Bank diese Woche mitteilte. "Ihre Impulse werden uns dabei unterstützen, als globale Hausbank für unsere Kunden ein wichtiger Ansprechpartner in Zukunftsfragen zu sein", ließ sich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zitieren.

Zukunftsfragen also. Das klingt gut. Im Haus aber fragen sich nun viele, was wirklich dahinter steckt. Tatsächlich gibt es solche Gremien in vielen Konzernen. Allerdings: Geleitet wird die Runde, die sich zwei Mal im Jahr treffen soll (Auftaktsitzung in New York, wo sonst) ausgerechnet von Paul Achleitner, dem langjährigen Ex-Aufsichtsratschef, in dessen Amtszeit sich der Aktienkurs des Geldhauses mehr als halbierte. Erst im Mai hat der 66-Jährige seinen Posten an den Niederländer Alexander Wynaendts überreicht und schon damals frugen sich viele, ob Achleitner loslassen kann.

"Ziemlich reife Persönlichkeiten"

Nun ist er wieder da und mit ihm internationale Prominenz: Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, 99, der frühere Google-Chef Eric Schmidt, 67, Ex-Pepsico-Chefin Indra Nooyi, 67, sowie Rafael Reif, 72, Präsident der US-Universität MIT. "Beirats-Benjamin" ist mit jungen 57 Jahren Siemens-Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe.

Abgesehen von der Frage, welches Signal es für seinen Nachfolger aussendet, wenn der frühere Aufsichtsratschef nach einem dreiviertel Jahr wieder auftaucht, ist vielen Mitarbeitern offenbar nicht klar, welche Zukunftsthemen die Runde beackern will. Im Intranet der Bank jedenfalls gab es diese Woche Kritik. Das seien doch "ziemlich reife Persönlichkeiten", wo denn die Stimme der Jüngeren sei, schrieb einer. "Das sieht für mich nach einem Mini-Davos aus" schrieb jemand in Anspielung an das Treffen der Wirtschaftselite in den Schweizer Bergen. Ein anderer merkte an: die Sache höre sich gut an, aber wer dies denn alles bezahle?

Tatsächlich bezahlt das Gremium die Bank. Man spreche aber von einer "sehr moderaten Aufwandsentschädigung", hieß es Unternehmenskreisen. Keines der Mitglieder habe das Zubrot nötig, alle seien "an der Sache" interessiert. Und gibt es das Gremium nur, weil Achleitner keinen Job findet? Das will man in seinem Umfeld nicht stehen lassen. Er habe, so heißt es, alles andere als ein Freizeit-Problem.

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