Deutsche Bahn:Zwei Vorstände in einem

Dr Richard LUTZ Finanzvorstand Wirtschaft Bilanz Pressekonferenz der Deutschen Bahn im Congress C
(Foto: Sven Simon/imago)

Richard Lutz ist zum neuen Vorstandschef ernannt worden und muss auch gleich voll einsteigen, bei der Hauptversammlung stellt er sich den Aktionären.

Von Michael Bauchmüller und  Thomas Öchsner

So etwas geht nur bei der Deutschen Bahn: Am Mittag bestellt der Aufsichtsrat einen neuen Vorstandschef, und schon am späten Nachmittag muss der sich einer Hauptversammlung stellen, an der ausnahmslos alle Aktionäre teilnehmen. So ist das diesen Mittwoch Richard Lutz ergangen, bisher Finanzchef, zuletzt kommissarischer und jetzt ordentlicher Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn. Weil die eine Staats-AG ist, verläuft auch die Hauptversammlung halb so wild: Einziger Aktionär ist die Bundesrepublik, vertreten durch Verkehrsminister Alexander Dobrindt. Für so eine Hauptversammlung reicht ein kleines Zimmerchen, und lange Wortbeiträge kritischer Aktionäre gibt es auch nicht.

Von wenigen Zwischentönen abgesehen verlief so die gesamte Inthronisierung des neuen Bahnchefs, immerhin fortan Herr über 67 000 Weichen an 33 000 Kilometer Schienen, Chef von knapp 300 000 Beschäftigten in aller Welt. "Keiner kennt die Deutsche Bahn so gut wie Herr Dr. Lutz", sagte Aufsichtsrats-Chef Utz-Hellmuth Felcht. Schließlich ist Lutz schon seit sieben Jahren für die Finanzen der Bahn tätig, im Konzern arbeitet er bereits seit 1994. "Seine Kompetenzen und Erfahrungen stehen für die notwendige Kontinuität, die das Unternehmen inmitten eines rasanten Wandels benötigt", sagte Felcht. Für Kontinuität sorgt auch der Umstand, dass Lutz auch weiter für die Finanzen des Konzerns zuständig sein soll, neben seiner Tätigkeit als Bahnchef: zwei Vorstände in einem. In Teilen des Aufsichtsrats hatte diese Doppelrolle zuvor Kritik geweckt.

Bis März 2022 ist Lutz nun bestellt, und mit ihm auch die Vorstände für Infrastruktur und Personenverkehr, Ronald Pofalla und Berthold Huber, die mit Personalvorstand Ulrich Weber ein Team bilden. Hinzu sollen noch je ein Vorstand für Güterverkehr und Logistik und einer für Digitalisierung und Technik kommen. Gespräche laufen, die Kandidaten will Felcht möglichst noch im ersten Halbjahr 2017 finden. Dobrindt hofft, dass mit der dann kompletten Führungsmannschaft der Staatskonzern zur modernsten Bahn wird, "die Deutschland je hatte". Nötig seien "mehr Service, mehr Pünktlichkeit, mehr Qualität". Lutz sagte: "Bahnchef ist kein Job wie jeder andere." Er wolle und werde dies "zu 150 Prozent machen". An diesem Donnerstag steht der 52-Jährige gleich vor seiner ersten großen Aufgabe als neue Nummer eins der Bahn: In einem Betriebsbahnhof in Berlin stellt er die Bilanz des Konzerns vor. Die Hauptversammlung hatte sie am Mittwoch schon abgesegnet. Ohne große Diskussion.

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