Deutsche Bahn:Was sich 2016 bei der Bahn ändern soll

Deutsche Bahn - Lokführerstreik

Die Deutsche Bahn will künftig in vielen Service-Bereichen besser werden.

(Foto: Christoph Schmidt/dpa)
  • In ihrem Programm "Zukunft Bahn" kündigt die Deutsche Bahn zahlreiche Verbesserungen an.
  • Sie will vor allem an ihrer Pünktlichkeit, der Informationsbereitstellung und der medialen Ausstattung der Züge arbeiten.
  • Gleichzeitig erwartet die Bahn im laufenden Jahr etwa zwei Milliarden Euro Verlust.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Pünktlicher, zuverlässiger, komfortabler - das will die Deutsche Bahn (DB) werden und so Fernbussen und Billigfliegern Kunden abjagen. So steht es im Programm "Zukunft Bahn", das der Vorstand des Staatskonzerns am Donnerstag vorstellte. "Wir räumen auf und greifen an", kündigte Vorstandschef Rüdiger Grube an. Was sich alles ändern soll - ein Überblick.

Pünktlichkeit

Etwa 75 Prozent der Fernzüge kommen derzeit nicht mehr als fünf Minuten später als geplant an. Diesen Wert will die DB bereits im nächsten Jahr auf 80 Prozent und bis 2020 auf 85 Prozent erhöhen. Im Nahverkehr wird dann ein Wert von 90 Prozent angestrebt. Deshalb werden Weichen künftig effektiver überprüft und mobile Einsatzteams geschickt, um technische Störungen zu beheben. Auf umgestürzte Bäume will die Bahn "mit einer verbesserten Vegetationskontrolle" reagieren. Auch ein neuer Schlepplokdienst für liegen gebliebene Züge ist geplant. Die Führungsspitze meint es damit offenbar ernst: Ihr variables Gehalt hängt bereits von 2016 an zu 25 Prozent davon ab, ob das Unternehmen die Ziele bei der Pünktlichkeit auch erreicht.

Informationen

Immer wieder ärgern sich Bahnkunden, dass die DB zu spät, gar nicht oder nicht vollständig über verspätete Züge oder geänderte Wagenfolgen informiert. Im nächsten Jahr will die Bahn ihre Fahrgäste nicht nur über Apps und digitale Informationskanäle über kurzfristige Änderungen im Fahrplan besser unterrichten. Bis Ende 2016 wird es auch auf allen großen Fernbahnhöfen mehrzeilige Gleisanzeiger geben, die Informationen für bis zu drei Züge bieten. Dann solle endlich Schluss sein mit dem "Phänomen der von unseren Anzeigetafeln verschwindenden Züge", kündigte der stellvertretende Vorstandschef Volker Kefer an.

Wlan

Die Bahn verspricht: "Mit der Installation besserer Empfangstechnik in den ICE-Zügen wird 2016 die Telefon- und Internetnutzung über mobile Geräte deutlich verbessert." Zugleich will der Konzern von Ende nächsten Jahres an die Wlan-Empfangstechnik aufrüsten, um wie versprochen den Reisenden auch in der 2. Klasse einen kostenlosen und stabilen Zugang zum Internet zu verschaffen.

Nachtzüge

Sie fahren jährlich Verluste in zweistelliger Millionenhöhe ein. Deshalb erwägt die Bahn, das Geschäft an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) abzugeben. In den Gesprächen gehe es dabei um ein "ganzheitliches Nachtzugkonzept", sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber. Dieses sieht vor, die Zahl der Nacht-ICE von vier auf zehn zu erhöhen und Nachtbusse fahren zu lassen. Die Bahn hatte zuletzt einige nächtliche Verbindungen eingestellt.

Blockbuster für die Bahnfahrt

Unterhaltung

Die Bahn plant, ihr eigenes Infotainment-Portal in den ICE-Zügen auszubauen. Ende 2016 soll es dann auch möglich sein, kostenlos Filme zu schauen und Musik anzuhören. "Diese werden ergänzt um eine Film-Datenbank mit aktuellen Blockbustern", heißt es bei der DB. Für diesen Service müssen die Kunden aber bezahlen.

Service

Das Unternehmen will im zweiten Halbjahr 2016 ein Sonderprogramm starten, um Mängel in den Fernverkehrszügen zu beseitigen. Das gilt für Toiletten genauso wie für die Bistros oder Restaurants in den Zügen. Reparaturen sollen künftig auch bei nächtlichen Standzeiten der Züge ausgeführt werden. Außerdem ist vorgesehen, die Verfügbarkeit von Waren in den Speisewagen zu verbessern.

Güterverkehr

Dieser macht seit Jahren Verluste, in diesem Jahr beläuft sich das operative Ergebnis (Ebit) auf ein Minus von fast 200 Millionen Euro. Rote Zahlen werden nach Angaben von Finanzvorstand Richard Lutz zunächst bleiben. Es wird aber ein neues Geschäftsmodell mit einem Jahresfahrplan geben, um mittelfristig wieder mehr Güter auf die Schiene zu bekommen. Gleichzeitig werden unrentable Verladestationen geschlossen. Bis zu 2600 Arbeitsplätze seien in der Sparte gefährdet, sagte Personalvorstand Ulrich Weber. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber per Tarifvertrag ausgeschlossen, den Mitarbeitern könne man konzernintern andere Jobs anbieten.

Bilanz

Der Konzernumbau wird auch in der Bilanz sichtbar. "Wir räumen auf und machen hier reinen Tisch", sagte Grube. Er erwartet deshalb Sonderbelastungen in diesem und im nächsten Jahr in Höhe von zwei Milliarden Euro. Davon entfallen 1,3 Milliarden Euro auf den Güterverkehr. Hinzu kommen Rückstellungen für den Konzernumbau, so dass 2015 unterm Strich ein Verlust von etwa 1,3 Milliarden Euro anfallen dürfte. Mittelfristig wird der Schuldenberg von knapp 18 Milliarden auf 22 Milliarden Euro steigen.

Live-Ticket

Diese digitale Fahrkarte soll mittelfristig den Kunden während der Reise interaktiv begleiten - und zum Beispiel, wenn nötig, alternative Reiserouten vorschlagen und Plätze umreservieren.

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