Unternehmen:Mehr Gehalt für Bahn-Vorstände

Unternehmen: Das Logo der Deutschen Bahn in Berlin: Ab 2023 will der Konzern die Corona-Krise hinter sich lassen und wieder Gewinne erwirtschaften.

Das Logo der Deutschen Bahn in Berlin: Ab 2023 will der Konzern die Corona-Krise hinter sich lassen und wieder Gewinne erwirtschaften.

(Foto: Michael Sohn/AP)

Bei der Bahn sollen die Mitarbeiter in der Corona-Krise den Gürtel enger schnallen, drei Vorstände aber ab 2023 deutlich mehr Geld verdienen. Gewerkschafter halten das für unpassend.

Von Markus Balser

Deutlich mehr Geld und weitere Zugeständnisse für die Mitarbeiter der Bahn - ausgerechnet in der Corona-Krise? Bahn-Personalvorstand Martin Seiler wies eine entsprechende Tarifforderung der Lokführergewerkschaft GDL noch Anfang März brüsk zurück. Durch die Corona-Pandemie befinde sich die Deutsche Bahn in der größten Krise seit Jahrzehnten, warnte Seiler. "Maßlos und verantwortungslos" seien die milliardenschweren Forderungen der Lokführer angesichts der hohen Verluste des eigenen Unternehmens. Die GDL leugne die Krise - so gehe es einfach nicht. Nötig sei wegen leerer Züge und Kassen ein Beitrag aller Beteiligten.

Nun allerdings wird bekannt, dass sich Teile des Bahnvorstands zumindest auf längere Sicht selbst nicht an sehr enge Gürtel gewöhnen mögen. Es geht zwar nicht um Milliarden, sondern um einige hunderttausend Euro. Für Diskussionen sorgt der Plan dennoch. Denn bereits am kommenden Mittwoch steht laut Aufsichtsratskreisen ein brisanter Tagesordnungspunkt auf der Agenda der Bahn-Kontrolleure. Der Personalausschuss des Gremiums schlägt den übrigen Aufsichtsräten vor, das Gehalt von drei Vorständen um zehn Prozent zu erhöhen. Mehr Geld sollen so ab 2023 Bahn-Chef Richard Lutz, Fernverkehrsvorstand Berthold Huber und Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla bekommen. Bei Lutz soll das Gehalt von 900 000 auf 990 000 Euro steigen, bei Huber und Pofalla von 650 000 auf 715 000 Euro. Zuerst hatte der Spiegel über die höheren Zahlungen berichtet.

Gehaltserhöhungen in dieser Größenordnung sind bei der zweiten Vertragsverlängerung für Bahn-Vorstände seit eineinhalb Jahrzehnten Usus. Arbeitnehmervertreter kritisieren auch gar nicht die Höhe. Sie finden allerdings, dass der Zeitpunkt der Verkündung nicht gerade glücklich ist. Ab 2023 will die Bahn die Corona-Krise hinter sich lassen und wieder Gewinne erwirtschaften. Auch die Gehälter der Beschäftigten dürften dann wieder steigen. Wohl kaum allerdings um zehn Prozent. Dennoch wollen auch Teile der Gewerkschaften den Plänen im Aufsichtsrat zustimmen. Die Gehälter der Vorstände seien im Vergleich mit Konzernen der gleichen Größenordnung nicht üppig und Boni in der Krise ohnehin geschrumpft.

Umstrittener ist eine andere Gehaltsrunde. Denn etwa 80 Führungskräfte von Konzerntöchtern wie der Güterbahn DB Cargo oder dem Regionalbahngeschäft DB Regio sollen deutlich höhere variable Gehälter bekommen. Die Konzernvorstände hatten auf solche Boni verzichtet, die Führungskräfte der Konzerntöchter zum Ärger von Gewerkschaften jedoch nicht. Die Debatte werde derzeit geführt, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Allerdings hätten die Führungskräfte rechtlichen Anspruch auf die Zahlungen. Auch hier könnte die Aufsichtsratssitzung kommende Woche eine Entscheidung bringen.

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