Süddeutsche Zeitung

Shuttle-Service:Bahn will Millionen Passagiere zu Hause abholen

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Die Konzerntochter DB Regio kündigt an, das Geschäft mit Rufbussen und Shuttles bis 2030 deutlich auszubauen - auch mit autonomen Fahrzeugen.

Von Markus Balser, Berlin

In Hamburg lässt sich in einigen Stadtteilen längst per App bestellen, was in einigen Jahren für Millionen Menschen in Deutschland alltäglich sein soll: Ein Nahverkehrsshuttle, das Passagiere zu Hause oder an einer Haltestelle abholt. So können sich die Fahrgäste des Verkehrsverbunds HVV ans Ziel, etwa zum nächsten Bahnhof bringen lassen, und das nicht zu Taxikosten, sondern zu einem Nahverkehrstarif. Fahrgäste mit ähnlichen Routen werden automatisch zu Fahrgemeinschaften gebündelt und gemeinsam befördert.

Die Deutsche Bahn will diese sogenannten On-Demand-Dienste, die es bislang vor allem in Städten gibt, nun im großen Stil ausbauen und auch in ländliche Regionen bringen. "Der Plan ist, dass wir bis 2030 rund 200 Millionen Fahrgäste im On-Demand-Verkehr transportieren", sagte die für den Regionalverkehr verantwortliche Konzernvorständin Evelyn Palla in Berlin. Jede zweite Fahrt auf dem Land würde dann in einigen Jahren mit einem solchen Dienst abgewickelt werden. Bislang gibt es bundesweit bei der Bahn erst 18 entsprechende Angebote. Noch sei die Zahl der Fahrgäste somit vergleichsweise klein, heißt es bei der Bahn.

Es gehe um flexiblere und passendere Verkehrsangebote für Menschen auf dem Land als Alternative zum eigenen Auto, sagte Palla weiter. Für möglich halten Fachleute dabei aber auch, dass bislang kaum genutzte Strecken des Nahverkehrs im festen Takt durch solche Angebote ersetzt werden. Damit ließen sich durch die kleineren Fahrzeuge Kosten sparen. Die Bahn will solche Angebote vor allem als Dienstleister für die Verkehrsverbände anbieten. Sie würden dann nicht unter dem Konzernlogo angeboten, sondern im Auftrag der regionalen Verkehrsverbände.

Pilotprojekt in Darmstadt und Offenbach

Für die neuen Dienste will die Bahn auch neue Technologien einsetzen: Autonome Fahrzeuge, also Autos, die ohne Fahrer auskommen. Sie sollen in Kürze zunächst bei einem Pilotprojekt in Darmstadt und Offenbach getestet werden. Vorerst soll dabei jedoch noch ein Fahrer an Bord sein. In Zukunft aber sollen die Fahrzeuge der DB-Regio-Chefin zufolge durchaus im größeren Stil auch ohne Personal an Bord unterwegs sein.

Die Pläne dafür gibt es bei der Bahn schon länger. Schon 2017 kündigte die Bahn beim Start eines Pilotprojekts im bayerischen Bad Birnbach den verstärkten Einsatz automatischer Fahrzeuge an und damit auch den deutlichen Ausbau des individuellen öffentlichen Nahverkehrs. Bislang aber passierte über Pilotprojekte hinaus wenig. Dass die Bahn nun einen Schub erwartet, liegt laut Palla an der technischen und rechtlichen Entwicklung. Deutschland sei bei der Möglichkeit für den Einsatz solcher Fahrzeuge inzwischen weltweit führend.

Auch in Hamburg hat man bereits große Pläne für den Ausbau des Geschäfts mit automatischen Fahrzeugen. Die Hamburger Hochbahn will in einigen Jahren bis zu 10 000 On-Demand-Shuttles einsetzen. Auch diesmal allerdings fällt der Start bescheiden aus. Ab 2024 sollen erst mal die ersten fünf Fahrzeuge fahren, ab 2025 dann aber Serienfahrzeuge gebaut werden. Ab 2030 könnten dann Tausende solcher autonomen Shuttles in der Hansestadt unterwegs sein, kündigt die Hochbahn an. Allerdings von unterschiedlichen Anbietern. Das Beispiel zeigt damit auch, dass die Bahn in dem Geschäftsfeld mit Konkurrenz rechnen muss. Auch das Taxi-Gewerbe sah Vorstöße der Bahn in diesem Geschäftsfeld kritisch.

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