Die Deutsche Bahn (DB) will nach dem schweren Zugunglück in Oberbayern in drei Wochen mit der Überprüfung von bundesweit 200 000 Betonschwellen fertig sein. Auffällige Bauteile sollen danach ausgetauscht werden. Fahrgäste müssten deshalb bis Ende August und darüber hinaus weiter mit Einschränkungen und verlängerten Fahrzeiten aufgrund von Umleitungen auf den betroffenen Streckenteilen rechnen, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage mit.
Grund für die Inspektionen ist das Zugunglück im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen Anfang Juni. Bei den untersuchten Betonschwellen handelt es sich laut Bahn um den gleichen Bautyp wie auf dem Streckenabschnitt des verunglückten Zugs. Die Ursache für das Unglück ist nach wie vor offen. Zuletzt gab es immer mehr Hinweise, die für den von Anfang an bestehenden Verdacht sprachen, dass das Unglück durch technische Mängel verursacht worden sein könnte. So ist in einer Drucksache des Verkehrsausschusses des Bundestages von einer Schienenverschiebung und "zum Teil vorgeschädigten Betonschwellen" die Rede. Es soll zu Brüchen in den Schwellen gekommen sein, wodurch sich unter der Last der Züge die Schienen verschoben hätten.
Zugverkehr:Bahn will Servicepersonal aufstocken
Es läuft nicht bei der Bahn: Die Mitarbeiter sind unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen, die Kunden wegen Verspätungen und voller Züge. Das soll sich nun ändern - und diesmal wirklich.
Vier Frauen sowie ein 13-Jähriger starben bei dem Unglück Anfang Juni, 16 Menschen wurden schwer verletzt, etwa 50 leicht. Die Bahn inspiziert die baugleichen Betonschwellen deshalb vorsorglich. Bei wie vielen der untersuchten Bauteile bereits Auffälligkeiten festgestellt worden sind, wurde bisher nicht bekannt. Im Netz der Deutschen Bahn sind mehr als 80 Millionen Betonschwellen verbaut.
Ein Austauschplan für die nun identifizierten Schwellen mit Auffälligkeiten werde derzeit erarbeitet, sagte ein Bahnsprecher. "Ziel ist es, den Austausch der Schwellen so schnell wie möglich umzusetzen." Der Bundesverband Schienennahverkehr hatte die Bahn Anfang August dazu aufgefordert, öffentlich und transparent darüber zu informieren, welche Streckenabschnitte betroffen sein könnten und welche bereits saniert wurden - und dies in einer regelmäßig aktualisierten Karte darzustellen. Die Unglücksstrecke selbst ist weiterhin gesperrt, dort soll zumindest bis Mitte September der Verkehr wiederaufgenommen werden.