Süddeutsche Zeitung

Schnelles Internet:Macht ihr mal

Beim Glasfaserausbau entlang der Schiene sind Bund und Bahn weiterhin auf sich gestellt: Die Suche nach einem Investor ist gescheitert.

Von Simon Groß, Berlin

Die Deutsche Bahn stattet immer größere Teile ihres Schienensystems mit Glasfaserleitungen aus, um den Zugbetrieb zu digitalisieren. Mehr als 34 000 Kilometer Bahnstrecke verlaufen durch Deutschland, ein engmaschiges Netz, das große Städte, aber auch kleine Kommunen in ländlichen Regionen miteinander verbindet.

Da liegt die Überlegung nahe, den Glasfaserausbau an den Gleisen auch dafür zu nutzen, entlegeneren Gemeinden des Landes einen schnellen Internetanschluss zu ermöglichen. Schließlich ist Deutschland nach wie vor weit entfernt von einer flächendeckenden Versorgung mit zufriedenstellendem Internetzugang. Für die Mobilfunkanbieter wie die Telekom ist das praktisch: Sie können das Netz mitnutzen, da die Bahn die Kapazitäten der Leitungen nicht vollständig beansprucht.

Doch an den Kosten für den Ausbau möchten sich die Konzerne offenbar nicht beteiligen, zumindest nicht in einem für die Bahn akzeptablen Maße. Die Suche nach einem privaten Investor, der finanzielle Unterstützung leistet, war nicht erfolgreich. Eine europaweite Ausschreibung, deren Frist nun ausgelaufen ist, habe zwar Interesse ausgelöst, aber kein "wertbares Angebot" gebracht, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist. Das bedeutet: Die Kosten für den Ausbau der Glasfaserleitungen an den Strecken werden Bund und Bahn künftig weiter alleine übernehmen müssen.

Ausgebaut wird das Netz sowieso, ob mit oder ohne Hilfe der Konzerne

Dass keine überzeugenden Angebote eingegangen sind, könnte daran liegen, dass es sich für private Anbieter oft nicht lohnt, Infrastruktur in abgelegenen Gebieten zu schaffen. Die Anzahl der neuen Kunden, die sie über die Investitionen erreichen, ist schlicht zu gering, um profitabel zu wirtschaften. Außerdem dürfte den Konzernen bekannt sein, dass Bund und Bahn das Netz auch ohne sie ausbauen werden und sie anschließend das Netz bei der Bahn mieten können.

Möglich ist das, weil die Bahn für ihren Betrieb meist nur etwa 20 Prozent der Kapazitäten braucht. Über die Tochter DB Broadband vermietet die Bahn schon jetzt Teile ihres Glasfasernetzes an 18 Kunden. Die müssen dann zwar noch die Verbindung von den Gleisen zu den Kommunen herstellen, was aber immer noch günstiger ist, als für den gesamten Netzausbau aufkommen zu müssen. Durch die Mieteinnahmen will die Bahn zumindest einen Teil der Kosten des weiteren Ausbaus finanzieren. Der Konzern schätzt diese auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

Bislang sind etwas mehr als 20 000 Kilometer Schiene mit Glasfaserleitungen bestückt. Da nicht jeder Streckenabschnitt einen eigenen Anschluss braucht, muss die Bahn nicht jede Schiene verdrahten. Bis spätestens 2027 sollen aber Leitungen an weiteren 8200 Kilometern verlegt werden. Zusätzlich müssen die Kabel auf 3000 bis 4000 Kilometern des bereits bestehenden Netzes erneuert werden, weil sie schon jetzt nicht mehr leistungsfähig genug sind.

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