Deutsche Bahn128 000 Menschen fordern Rückkehr der Familienreservierung

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Bis 14 Jahre reisen Kinder mit Begleitung bei der Deutschen Bahn kostenlos.
Bis 14 Jahre reisen Kinder mit Begleitung bei der Deutschen Bahn kostenlos. (Foto: IMAGO/Depositphotos)

Bis zum Sommer konnten Familien für ihre Kinder kostengünstig Sitzplätze reservieren, doch die Deutsche Bahn schaffte den Vorteil ab. Unterzeichner einer Petition wollen das nicht hinnehmen.

Von Christina Lopinski

Mit Kindern zu reisen, ist herausfordernd. Man muss nicht nur sein eigenes Gepäck, sondern, je nach Alter, auch noch die Kinder herumtragen und eine ganze Familie (und sich selbst) beruhigen, wenn sich der Zug verspätet. Das Kleinkindabteil mit bunten Wandbildern und der Familienbereich sind für viele Reisende ein Segen, in dem stressigen, weil oft unzuverlässigem Kosmos der Deutschen Bahn.

Bis vor Kurzem gab es noch einen weiteren Vorteil: Um im Zug Platz zu finden, konnten Familien sehr günstig reservieren. Das ist aber seit Juni vorbei und Grund für eine Auseinandersetzung zwischen Fahrgastverbänden und der Deutschen Bahn. Der Staatskonzern hatte die Familienreservierungen nämlich mit dem Fahrplanwechsel im Sommer abgeschafft. Bis dahin konnten zwei Erwachsene mit bis zu drei Kindern für 10,40 Euro reservieren. Jetzt gilt für alle der normale Preis von 5,50 Euro pro Person. Eine vierköpfige Familie zahlt also für Hin- und Rückfahrt 44 statt 20,80 Euro Reservierungsgebühr.

Der Verkehrsclub Deutschland, der sich für klimafreundliche Mobilität, Verkehrssicherheit und soziale Gerechtigkeit einsetzt, hatte daraufhin eine Petition gestartet. 128 000 Menschen haben sie unterschrieben, an diesem Montag wurde sie der Bahn übergeben. Zuvor hatten sich bereits Umweltminister Carsten Schneider (SPD) und Justiz- und Verbraucherschutzministerin Stefanie Hubig (SPD) kritisch geäußert. Für Familien sei bezahlbare Mobilität unverzichtbar.

Für einen Flug müssen Eltern schnell voll bezahlen

Die Abschaffung der Familienreservierungen sei ein völlig falsches Signal, auch weil das Verkehrsministerium erst im September die „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ verabschiedet hat, findet Alexander Kaas Elias vom Verkehrsclub Deutschland. Immer wieder würden sich Familien bei ihm melden, die viel Bahn fahren und den realen Preisanstieg spürten. Dass die Bahn die Familienreservierung wieder einführt, bezweifelt Kaas Elias trotz Petition. Denn es ist nicht nur die angespannte wirtschaftliche Lage, mit der das Unternehmen den Wegfall rechtfertigt. In einem internen Schreiben, so berichtete es unter anderem das Handelsblatt, warf die Bahn Familien eine missbräuchliche Nutzung der Familienreservierungen vor. „Wenn plötzlich vier Erwachsene im Familienabteil sitzen, dann ist das ein Problem“, sagt auch Kaas Elias.

Dabei ist die Deutsche Bahn nicht so familienunfreundlich, wie sie aktuell wahrgenommen wird. Zumindest nicht, wenn man sie mit anderen Transportmitteln vergleicht. Bis 14 Jahre fahren Kinder mit Begleitung kostenlos. Zusätzlich zu Vorteilen wie Familienbereich und Kleinkindabteil bekommen Kinder im Bordbistro eine Zug-Spielfigur geschenkt und essen vergünstigt. Viele Fluggesellschaften hingegen nehmen Kinder nur bis zu einem Alter von zwei Jahren kostenlos mit. Fernbusanbieter haben oft gar keine vergünstigten Ticketpreise für Kinder. Im öffentlichen Nahverkehr müssen Kinder ab fünf oder spätestens ab sechs Jahren zahlen.

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