Deutsche BahnSchenker-Milliarden kommen früher als gedacht

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Das Speditionsunternehmen DB Schenker organisiert den Transport von Gütern über Land, Luft und See.
Das Speditionsunternehmen DB Schenker organisiert den Transport von Gütern über Land, Luft und See. (Foto: Cathrin Mueller/REUTERS)

Die Deutsche Bahn schließt den Verkauf ihrer Speditionstochter schneller ab als geplant. Das ist gut für die Bilanz des hoch verschuldeten Konzerns, zumindest für den Moment.

Von Vivien Timmler, Berlin

So eine Milliardenübernahme ist eine komplizierte Sache. Schon im September hatte die Deutsche Bahn verkündet, ihre Speditionstochter DB Schenker an den dänischen Logistikkonzern DSV verkaufen zu wollen. Der Kaufpreis: mehr als 14 Milliarden Euro. Bahn-Chef Richard Lutz sprach von der „größten Transaktion in der Geschichte der DB“. Doch die Sache zog sich hin, Dutzende Kontrollen standen an, unter anderem die der EU-Kommission. Die Frage war: Würde die Übernahme klappen wie geplant? Oder würde doch noch eine Behörde Bedenken anmelden?

Seit Dienstag ist nun klar: DSV darf Schenker übernehmen. Die Dänen haben die letzte noch ausstehende Genehmigung erhalten; in der vergangenen Woche hatte bereits die EU-Kommission zugestimmt. Damit kann das Unternehmen die Übernahme deutlich früher abschließen als ursprünglich geplant. Schon am 30. April soll der Verkauf vollzogen werden. Das teilte DSV in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Die Aktien des dänischen Konzerns legten daraufhin zwischenzeitlich um bis zu sieben Prozent zu, nachdem sie seit Jahresbeginn einen Kursverlust von mehr als 20 Prozent erlitten hatten. Erwartet wird, dass DSV nach dem Zukauf auf einigen Märkten den DHL-Konzern angreifen will; gemeinsam mit Schenker kommen die Dänen auf etwa den gleichen Umsatz wie der Weltmarktführer.

Eine gute Nachricht ist die finale Freigabe auch für die Deutsche Bahn – und ein vorzeitiger Geldsegen. Nach Abzug von Schulden und Pensionsverpflichtungen wird ihr der Verkauf etwa elf Milliarden Euro einbringen. Geld, das der Konzern dringend benötigt, um seinen enormen Schuldenberg abzubauen. Der beläuft sich derzeit auf knapp 33 Milliarden Euro.

Allerdings soll der Milliardenbetrag nur vorläufig komplett in den Schuldenabbau gehen: Vier bis fünf der elf Milliarden Euro will die Bahn reinvestieren und in die Sanierung der eigenen Infrastruktur stecken. Die ist in weiten Teilen marode, weshalb der Bund immer mehr Milliarden bereitstellt, um das Netz in Ordnung zu bringen. Doch an der Sanierung soll und will sich auch die Bahn selbst finanziell beteiligen. Der Schuldenberg des Konzerns wird somit nicht auf die maximal möglichen 22 Milliarden Euro sinken, sondern Ende des Jahres etwa 26 bis 28 Milliarden Euro betragen.

Jobgarantie läuft schon von Mai an – und damit auch früher aus

Weniger freudig wurde der schnellere Vollzug der Übernahme bei den Gewerkschaften aufgenommen. Zwar sind die Jobs bei DB Schenker zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren gesichert. Gerechnet wird jedoch ab dem finalen Verkaufsdatum. Rückt es zeitlich nach vorne, läuft auch die Jobgarantie früher aus, bei einem geplanten Vollzug in zwei Wochen schon im April 2027.

Was danach passiert, ist ungewiss. DSV hat bislang zwar betont, „zentrale Funktionen“ bei Schenker erhalten zu wollen. Gleichzeitig aber war stets die Rede davon, mittelfristig bis zu 2000 der insgesamt 15 000 Stellen in Deutschland zu streichen. Weltweit arbeiten für DB Schenker 72 700 Mitarbeiter, DSV ist mit 75 000 Angestellten in etwa gleich groß. Dem Vernehmen nach wäre von den Stellenstreichungen insbesondere die Verwaltung betroffen. Am Schenker-Hauptsitz in Essen geht nun die Sorge um, dass es schon im Frühjahr 2027 zu Entlassungen kommt – und sich einige Mitarbeiter früher als gedacht neue Jobs suchen müssen.

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