EU-Kommission schreitet ein:Deutsche Bahn darf ihrer Cargo-Tochter kein Geld mehr geben

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Die Güterverkehrstochter DB Cargo soll vom nächsten Jahr an ohne finanzielle Hilfen des Staatskonzerns auskommen. (Foto: Gottfried Czepluch/imago images)

Bislang hat das Staatsunternehmen die hohen Verluste der Güterverkehrssparte ausgeglichen. Damit soll von 2025 an Schluss sein. Das wirft die Frage auf: Was bleibt am Ende vom Bahnkonzern übrig?

Von Klaus Ott

Baustellen über Baustellen im maroden Schienennetz; Züge, die verspätet fahren oder gleich ganz ausfallen; genervte Fahrgäste und frustrierte Beschäftigte: Die Deutsche Bahn (DB) hat mehr als genug Probleme. Jetzt steht bei dem Staatsunternehmen auch noch ein größerer Umbruch an. Die stark defizitäre Güterverkehrstochter DB Cargo soll vom nächsten Jahr an ohne finanzielle Hilfen des Staatskonzerns auskommen. Das ist das nach Angaben aus Konzernkreisen voraussichtliche Ergebnis eines Verfahrens bei der EU-Kommission in Brüssel. Darüber soll jetzt der Aufsichtsrat der Bahn informiert worden sein. Ein Sprecher von DB Cargo wollte sich dazu nicht äußern.

Die EU-Kommission hatte Anfang 2022 ein Verfahren eingeleitet. In Brüssel war eine Beschwerde eingegangen, wonach die vertraglich festgeschriebene Verlustübernahme bei Cargo durch den Mutterkonzern DB eine unzulässige staatliche Beihilfe darstelle. DB Cargo verschaffe sich dadurch einen ungerechtfertigten Vorteil gegenüber der privaten Konkurrenz. Jetzt ist so gut wie klar: Mit dem Verlustausgleich ist Schluss. „Die finanzielle Nabelschnur wird gekappt“, heißt es aus Bahnkreisen.

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Für DB Cargo geht es damit um das finanzielle Überleben. Und für den Staatskonzern DB hat das zwangsläufig weniger Einfluss zur Folge. Das führt zu der Frage: Was bleibt am Ende von dem Staatsbetrieb als großem Verkehrskonzern noch übrig? Die profitable, international agierende Transport- und Logistiktochter Schenker steht vor dem Verkauf und soll einen größeren Milliardenbetrag in die schlecht gefüllte Konzernkasse bringen. Das Schienennetz samt Bahnhöfen wird seit Jahresbeginn von der neuen Tochtergesellschaft Infrago betrieben, die laut politischen Vorgaben dem Gemeinwohl dienen soll und als Geldbringer für den Konzern ausfällt.

Vom Kerngeschäft könnten auf Dauer nur noch der Regional- und der Fernverkehr bleiben. Beide Sparten stehen unter Druck. Bei den Regionalzügen gibt es zunehmend private Konkurrenten. Und der Fernverkehr vor allem mit den ICE-Zügen fährt Verluste ein. Ebenso, wie das bei den Güterzügen von DB Cargo der Fall ist. Im ersten Halbjahr 2024 lag das Minus bei 261 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren war es insgesamt ein Milliardenbetrag. 2024 soll die Gütertransporttochter der Bahn nach vielen verlustreichen Jahren eigentlich profitabel werden; bei steigenden Umsätzen. Ob das gelingt, ist fraglich.

Die DB Cargo steht von vielen Seiten unter Druck. Private Konkurrenten haben der Güterverkehrstochter der Bahn zahlreiche Aufträge abgenommen. Hinzu kommt eine lahmende Wirtschaft, die zu einer geringeren Nachfrage führt. Der Umsatz ist zuletzt gesunken statt, wie erhofft, gestiegen. Dann gibt es noch viele hausgemachte Probleme. In internen Unterlagen von DB Cargo war im vergangenen Jahr die Rede davon, dass man unnötige Verwaltungsprozesse stoppen und „Doppelstrukturen“ abbauen müsse. Auch müssten die Führungsstrukturen gestrafft werden.

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