Designierter Euro-Gruppen-Chef Luis de Guindos:Meister der Sparsamkeit

Luis de Guindos

In der konservativen Regierungspartei PP hat er nicht nur Freunde: Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

(Foto: dpa)

Er liebt Atlético Madrid, predigt Austerität und lässt sich seine Kroketten schon mal einpacken: Luis de Guindos soll der nächste Chef der Euro-Gruppe werden. Für Spaniens Wirtschaftsminister wäre es die Krönung einer erstaunlichen Karriere.

Von Javier Cáceres, Brüssel

Wer eine Erklärung dafür sucht, warum der Spanier Luis de Guindos bei der deutschen Bundesregierung so gut ankommt, könnte sie in einer Anekdote finden, die sich vor knapp einem Jahr am Rande eines EU-Finanzministertreffens in Luxemburg zutrug. Damals erwarb sich De Guindos das Image, ein Meister der Sparsamkeit zu sein.

Der spanische Wirtschaftsminister tauchte am Tagungsort mit einer Plastikdose auf, in der er sich - wie publikumswirksam kolportiert wurde - vom Küchenpersonal eine Portion Kroketten einpacken ließ. Die staatliche Nachrichtenagentur Efe bejubelte daraufhin De Guindos als einen Politiker, der mit gutem Beispiel vorangehe, wenn er Austerität predige. Da war egal, dass es rasch in EU-Kreisen hieß, De Guindos habe die Kroketten dann zugunsten edlerer Speisen liegen gelassen.

Die Krönung einer erstaunlichen Karriere

Der Vorfall lässt sich heute nicht mehr verifizieren - aber die Folgen schon: Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich am Montag dafür aus, de Guindos zum nächsten Chef der sogenannten Euro-Gruppe zu ernennen, also der EU-Länder, in denen der Euro Währung ist. De Guindos soll auf den Niederländer Jeroen Dijsselbloem folgen, dessen Mandat in diesem Amt allerdings erst Mitte 2015 endet.

Für den Ökonom De Guindos, 54, wäre das die Krönung einer erstaunlichen Karriere. Sie begann Anfang der Achtzigerjahre im öffentlichen Dienst Spaniens und erfuhr nach dem Wahlsieg des früheren konservativen Regierungschefs José María Aznar eine rasante Beschleunigung. 2002 wurde De Guindos Wirtschaftsstaatssekretär in Madrid. In der konservativen Regierungspartei PP hat er freilich nicht nur Freunde.

Bis heute wird ihm nachgetragen, dass er nach der Wahlniederlage von 2004 die harte Oppositionsbank gegen einen gut gepolsterten Job bei in der Finanzindustrie eintauschte: 2006 wurde er Chef der iberischen Division der damals noch renommierten Investmentbank Lehman Brothers. Nach dem Kollaps des Hauses wechselte De Guindos zur einer großen Buchprüfergesellschaft. Gleichzeitig blieb er als Liebling und Starkommentator der Madrider Wirtschaftspresse im Gespräch. 2011 wurde er dann vom konservativen Wahlsieger Mariano Rajoy zum Wirtschaftsminister ernannt.

In dieser Rolle hatte De Guindos allein schon deshalb viele Auftritte in Brüssel, weil er - im Gegensatz zu Finanzminister Cristóbal Montoro - Englisch spricht. Hauptaufgabe von De Guindos war die Rettung der spanischen Banken, die im Juni 2012 mit einem 100-Milliarden-EuroKredit gestützt werden mussten.

Damals wusste sich de Guindos recht gut in Szene zu setzen. Während Regierungschef Rajoy zum Auftaktspiel der spanischen Nationalelf bei der Fußball-Europameisterschaft nach Danzig flog und auf der Tribüne johlte, blieb De Guindos daheim. Leicht war das für ihn wohl nicht. Der Sympathisant von Atlético Madrid ist als fast krankhafter Fußballfan bekannt.

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