Der Gewinner:"Ein Abenteuer"

Der Gewinner: "Kaufhof ist in viel besserem Zustand, als Hudson's Bay es war, als wir sie übernahmen." Richard Baker

"Kaufhof ist in viel besserem Zustand, als Hudson's Bay es war, als wir sie übernahmen." Richard Baker

(Foto: dpa)

Richard Baker, der neue Kaufhof-Eigentümer, zeigt sich bei seinem ersten Auftritt in Köln von der charmanten Seite.

Von Kirsten Bialdiga und Christoph Giesen

Richard Baker rutscht ein wenig ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. Als könne er es nicht abwarten, bis er auf dem Podium endlich an der Reihe ist. Noch spricht aber Metro-Chef Olaf Koch und preist den Deal, den sie am Wochenende vereinbart haben: Hudson's Bay übernimmt Kaufhof. Dann endlich darf Baker ran, der neue Eigentümer: "Guten Morgen in Köln, im Herzen von Europa", ruft Baker auf Englisch in die Runde. Mit seiner Hornbrille und dem jungenhaften Gesicht wirkt der 49-Jährige wie eine jüngere Ausgabe von Woody Allen. Doch zum Witze machen ist er nicht den weiten Weg nach Köln gereist, Baker weiß, worum es in diesen Minuten geht, bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Deutschland. Er muss die Herzen gewinnen, die Herzen der Kaufhof-Beschäftigten und möglichst auch gleich die Herzen der Kunden.

Und Baker gibt sich dabei große Mühe: Er spricht von Leidenschaft, von Inspiration und Aufbruch: "Heute beginnt ein spannendes Abenteuer", sagt er und bekennt, dass er sich jeden einzelnen Kaufhof und Sportshop vor dem Kauf selbst angesehen habe. Und er sagt: "Kaufhof ist in viel besserem Zustand, als Hudson's Bay es war, als wir sie übernahmen", schmeichelt er. Schnell ist er aber wieder bei den Zahlen, einer wie er rechnet kühl, bevor er fast drei Milliarden Euro ausgibt. Zumal das meiste davon nicht sein eigenes Geld ist.

Seit ein paar Jahren dreht dieser Baker das ganz große Rad im Einzelhandel. 2006 kaufte er die amerikanische Warenhauskette Lord & Taylor. Eine New Yorker Institution, seit 1826 im Geschäft. Der Deal wurde damals fast komplett fremdfinanziert. Zwei Jahre später dann kaufte er, wieder nahezu ohne Eigenkapital, Hudson's Bay - ein noch älteres Unternehmen. Mancher Wirtschaftshistoriker sagt, dass Hudson's Bay, gegründet 1670, das älteste Unternehmen Nordamerikas sei.

Aufgewachsen ist Baker in Connecticut an der amerikanischen Ostküste. Er studierte an der Cornell University, ebenfalls an der Ostküste. Zunächst arbeitete er in der Immobilienbranche, bis er mit seinem Vater Robert Baker 2006 die Investmentfirma NRDC Equity Partners gründete. Über dieses Unternehmen wurden sowohl der Hudson's-Bay-Deal als auch der Kauf von Lord & Taylor abgewickelt. Vater Robert ist ein alter Haudegen, der sich im Handel gut auskennt. Die von ihm gegründete National Realty Development Corp. war an vielen Shopping Centern in den Vereinigten Staaten beteiligt.

2012 brachten die Bakers dann Hudson's Bay an die Börse in Toronto. Inzwischen betreibt der Konzern in den Vereinigten Staaten und in Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört seit 2013 auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Baker selbst agiert als eine Art Aufsichtsratschef, der strategisch den Konzern ausbaut und nun damit begonnen hat, in Europa Fuß zu fassen. Für das operative Tagesgeschäft ist hingegen seit Januar Vorstandschef Jerry Storch verantwortlich. Ein Manager, der zuvor beim Spielzeughändler Toys "R" Us und bei der Einzelhandelskette Target arbeitete.

Zu Karstadt, dem ewigen Rivalen will sich Baker an diesem Montagmorgen in Köln eigentlich nicht äußern. Seine Berater werden ihm schon gesagt haben, wie vermint das Territorium ist, wie leicht ein einziger Satz einen Konflikt auslösen kann. Dennoch eine Bemerkung kann sich Investor Baker dann doch nicht verkneifen: "Wir sind in Nordamerika daran gewöhnt, uns in einem schwierigen Umfeld zu behaupten - wir sind sehr kompetitiv", sagt er. Es ist fast eine Kampfansage. Mal wieder im Duell mit Karstadt und dem derzeitigen Eigentümer René Benko aus Österreich.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: