Der Duft zum Surfen:Wie Freiheit wohl riecht

Der Duft zum Surfen: Markus Hohmann ist Architekt und war professioneller Kite-Surfer. Damals suchte er den Duft, der zum Surfen passt.

Markus Hohmann ist Architekt und war professioneller Kite-Surfer. Damals suchte er den Duft, der zum Surfen passt.

(Foto: Ava Pivot/PR)

Markus Hohmann hat ein Parfüm auf den Markt gebracht. Der Neuling aus Rott am Inn schlägt sich wacker.

Von Elisabeth Dostert, Rott am Inn

Ein paar Mal im Leben ist Markus Hohmann, 39, ziemlich blauäugig gewesen. Noch öfters hat er Glück gehabt. Das war schon 2001 so. Da bestellte er sich in den Vereinigten Staaten sein erstes Kite-Segel. "Kite-Surfen war damals noch nicht so populär wie heute", erzählt Hohmann. Er hatte so ein Ding im Familienurlaub in Süditalien gesehen und war sofort fasziniert. Er zaudert nie lange, er handelt. Den ersten Versuch unternahm er auf der Wiese hinter seinem Haus im oberbayerischen Rott am Inn. 16 Quadratmeter Schirm. Es war Herbst, es stürmte. "Ich war ziemlich blauäugig." Der erste Gleitversuch endete dann auch mit blauen Flecken und Schürfwunden. Es hätte mehr passieren können, aber Hohmann hatte Glück. Dieses Mal und später noch ein paar Mal. "Den Mutigen gehört die Welt", sagt er.

Es dauerte nicht lange und Hohmann konnte mit seinem Hobby Geld verdienen. "Ich konnte es gut gebrauchen", sagt er. Er war Mitte 20, studierte nach seiner Ausbildung zum Bauzeichner in München Architektur und hatte sich mit einem ehemaligen Kollegen selbständig gemacht. "Wir hatten einen Riesenauftrag für ein Autohaus, beim Spatenstich kündigte die Bank dem Bauherrn den Kredit, und wir standen ohne Auftrag da. Wir hatten uns ganz auf dieses Projekt konzentriert."

Als Kite-Surfer schaffte es Hohmann in Magazine wie Men's Health, er drehte Werbefilme im Oman und in Kenia, modelte und gewann Sponsoren wie JN-Kites, Pro Limit oder Rodwy.

Auf einer Reise in Apulien hatten Hohmann und Rodwy-Gründer Dieter Hesch vor acht Jahren dann die Idee, einen Duft zu entwickeln. "Wir wollten ein Parfüm, das zum Surfen passt und ein Gefühl von Freiheit vermittelt", sagt Hohmann. Ein Name war auch schnell gefunden. "Sand", sollte es heißen. Den Auftrag für ihren Duft erteilten die beiden Männer dem südfranzösischen Haus DLP Créations von Philippe Vonachen. Der erste Versuch ging gründlich schief. "Es roch leider nicht nach Wellen, Wind und Abenteuer, sondern schlichtweg nach nassem Sand", erzählt Hohmann. Der zweite Versuch gelang besser. Das Eau de Parfum trägt den Namen Maël, dessen Ursprung auf das keltische Wort für "Prinz" zurückgeht. Es duftet sehr nach Grapefruit und ein wenig nach Minze, Kardamom, Zimt und Pfeffer. "Unser Duft kam bei Freunden und Bekannten gut an", behauptet Hohmann. 2013 baten er und seine Frau Magdalena Ewa dann Hesch, dem die Marke gehörte, um Nachschub für die private Verwendung.

Die ersten Flaschen haben sie an Freunde, Bekannte und Geschäftspartner verschenkt

Doch dessen Vorrat war aufgebraucht, und so bestellten sie im Herbst 2013 fünf Liter bei DLP Créations. Die ersten Flaschen haben sie an Freunde, Bekannte und Geschäftspartner verschenkt. Im Frühjahr 2014 überließ ihnen Hesch die Marke. Inhaberin ist seit 2014 Magdalena Ewa Hohmann.

Mittlerweile haben sie mehr als 200 Liter abgefüllt. Die Flakons, die Aluflasche mit dem grünen Kunststoffverschluss und die Packung - ein schwarzer Karton mit weiß-grüner Schrift - hat Hohmann entworfen. Der Slogan "Scent of Men", der Duft für den Mann, steht auf der Packung. Ebenso, was das für Männer sind: Kavalier, Casanova, Adonis, Belami, Playboy - insgesamt zwölf Typen. Welche Beschreibung auf ihn zutrifft? "Keine", antwortet Hohmann schnell, noch schneller als seine Frau sagt: "Doch "Gentleman". Markus Hohmann sitzt in seinem Büro: schwarze Jeans, Shirt und Jacke, graues Tuch, die Haar senkrecht nach oben gewachst.

Die Markteinführung hat sich Hohmann leichter vorstellt. Er hat sich vieles in seinem Leben leichter vorgestellt, vielleicht ist das nur die bessere Umschreibung von blauäugig. Aber Hohmann ist auch hartnäckig. Das Ehepaar kennt jetzt alle Verordnungen über Verpackungen und Kosmetik, alle erforderlichen Allergietests und die Windungen des Markenrechts. "Wir hielten es für eine gute Idee, das Parfüm zur Fußball-WM in Brasilien auf den Markt zu bringen", sagt er. Aber Parfüms, das hat er mittlerweile gelernt, bringt man im Frühjahr oder im Herbst auf den Markt. Er dachte, er könne Maël über die großen Drogerieketten verkaufen. Er hat mit einer gesprochen, Namen will er nicht nennen. "Ich weiß jetzt, dass man sich den Platz im Regal und im Schaufenster ein Stück weit erkaufen muss." "Wir hätten uns in für uns nicht akzeptable Abhängigkeiten begeben müssen." Das kam nicht in Frage.

Die Hohmanns ließen sich eine Internetseite für den Direktvertrieb bauen, inserierten in Online-Partnerbörsen wie Elite Partner und Friendscout24. "Das war mehr ein Nullsummenspiel", sagt der Gründer. Dann hat er seine alten Kontakte aus Model-Zeiten aktiviert. Eine Fotografin verschaffte ihm den Zugang zum US-amerikanischen Magazin FSHN. An der Pinnwand in seinem Büro hängt die Doppelseite. Hohmann posiert mit einem weiblichen Model. "Verkauft haben wir in den USA nur wenig", sagt er. Aber so seien deutsche Magazine auf ihn aufmerksam geworden, weil die sich stark an den Trends in den USA orientierten. So hat es der Neuling aus Bayern dann auch in deutsche Magazine geschafft.

Eine Summe im unteren sechsstelligen Bereich habe er bislang in das Eau de Parfum gesteckt. "Ich hätte mir auch einen Porsche kaufen können, aber ich wollte den Duft machen und die Firma. Da ist das Geld besser aufgehoben als auf der Bank." Im vergangenen Jahr haben sie mehrere Hundert Flakons verkauft, 50 Milliliter für 59,50 Euro. "Die Firma soll wachsen, aber wir müssen keine Riesenfirma werden. Mehr als rund 10 000 Flakons pro Jahr will er nicht verkaufen. Den Extremsport hat Hohmann 2014 aufgegeben, wegen einer Verletzung an der Halswirbelsäule. Mit seinem Partner baut er immer noch Häuser und Bürogebäude in Europa. Und im Herbst will er einen Frauenduft auf den Markt bringen.

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