Süddeutsche Zeitung

Denali statt Mount McKinley:Wie Obama einen Sportartikelhersteller ärgert

  • Mit der Umbenennung des höchsten Berges in Nordamerika von Mount McKinley in Denali fehlt dem Händlerverbund Intersport jetzt der Namenspatron seiner Eigenmarke.
  • Trotz der Änderung soll der Markenname aber bestehen bleiben.

Von Uwe Ritzer

Zu den Ersten, die am 7. Juni 1913 den Mount McKinley bezwangen, gehörte ein amerikanischer Priester. Sein Name war Hudson Stuck, und er machte sich außerhalb episkopalkirchlicher Kreise auch als Naturforscher und Schriftsteller einen Namen. Vor ihm waren zahlreiche Bergsteiger am mit 6194 Metern höchsten Gipfel Nordamerikas gescheitert, einem unwirtlichen, weil eiskalten und von extremem Klima geprägten Ort in Alaska.

Intersport fehlt jetzt der Namenspatron für die Hausmarke

Der Name McKinley aber klingt schön, und das mit dem ständig schlechten Wetter ist auch kein Hinderungsgrund, wenn man mit dem Namen Outdoor-Klamotten, Ruck- und Schlafsäcke, ja sogar Zelte verkaufen will. So dachten sie es sich vor 31 Jahren bei Intersport, dem weltweit größten Verbund von Sportartikelhändlern. Und sie tauften ihre Eigenmarke für Wanderschuhe und Allwetterbekleidung: McKinley.

Vermutlich weiß Barack Obama das nicht, sonst hätte er sicher Rücksicht auf Intersport genommen. Tatsächlich aber hat der US-Präsident gerade den McKinley in Denali umbenannt, was in der Sprache der Ureinwohner Nordalaskas relativ profan "sehr hoher Berg" bedeutet. Obama bekam dafür viel Beifall im nördlichsten aller US-Bundesstaaten, während sich die Begeisterung über Obamas Entscheidung bei Intersport in gewissen Grenzen hielt. Die Möglichkeiten, sie zu verhindern, waren ohnehin begrenzt.

Dabei ist es eine für Intersport wichtige Sparte, der da ihr Namensgeber verloren gegangen ist. Von den elf Milliarden Euro Umsatz, der in Intersport-Geschäften weltweit erwirtschaftet wird, stammen dem Vernehmen nach etwa 1,6 Milliarden aus dem Verkauf von Schuhen und Textilien der sieben Eigenmarken. Sie heißen unter anderem Etirel, Pro Touch oder Tecnopro, und die größte von allen ist eben McKinley.

Eigenmarken sind unverzichtbar für Handelshäuser

Auch in Zukunft werden wir mit McKinley erfolgreich sein und unsere Bedeutung im Markt weiter ausbauen", heißt es trotzig aus der Intersport-Weltzentrale in Bern. Nein, beruhigt eine Sprecherin im deutschen Hauptquartier in Heilbronn, man plane keineswegs, McKinley nun in Denali oder sonst wie umzubenennen.

Marketingtechnisch wäre das auch ein sehr aufwendiges Unterfangen, denn McKinley hat sich als Markenname etabliert. Und zwar - und das ist wichtig für Intersport - weltweit. Denn "MäcKinley" geht Amerikanern, Deutschen, Arabern, Osteuropäern und Südwestchinesen gleichermaßen unbeschwert über die Lippen.

Ökonomisch sind Eigenmarken unverzichtbar für Handelshäuser, die nicht gänzlich von fremden Marken wie im Falle der Sportartikelindustrie Nike oder Adidas abhängig sein wollen. Produziert wird in denselben Fabriken Asiens. Da Intersport auf die eigenen Labels aber die Hand hat, erfahren sie in Bern oder Heilbronn auch viel über neue Materialien, technische Entwicklungen, Farben und Designs, die gerade aufkommen. Und was Markennamen angeht - allzu wörtlich darf man sie nicht nehmen. Wie könnte ein McKinley-Konkurrent sonst Jack Wolfskin heißen. Auf Deutsch: Hans Wolfsfell.

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SZ vom 10.09.2015/sry
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